Hallo Gerhard, wann und wie bist du damals zum Verschwörhaus gekommen und was ist das temporärhaus jetzt eigentlich?

Gerhard: In 2015 nahm ich bei Jugend hackt an der Universität Ulm als Mentor teil. Aus der Veranstaltung heraus ist die Idee entstanden, diese Aktivitäten in die Stadt zu verlegen. Dort haben wir seit 2016 ehrenamtlich Programm für die Öffentlichkeit angeboten und 2019 den Verschwörhaus e. V. gegründet. Seit Ende 2020 bin ich dort Mitglied und seit einem guten Jahr erster Vorsitzender und somit für jede Menge Verwaltungsaufgaben zuständig. Dazu passend ein paar Zahlen: Aktuell hat der Verein 61 Mitglieder und noch mehr Aktive, wir haben weit mehr als 300 Leute in unserem Slack-Chat, über den wir uns primär organisieren, regelmäßig aktiv sind 60 bis 100 Leute. Der feste Kern besteht aus 30 bis 40 Ehrenamtlichen. Wir sind altersmäßig sehr gemischt, was uns sehr freut: im Durchschnitt sind wir eher unter 40 Jahre alt, haben aber auch sehr aktive Rentner*innen. Auch thematisch beschäftigen wir uns mit einer sehr bunten Mischung an Themen – uns alle vereint die Kernidee von Offenen Daten und deren Nutzen für Freies Wissen.

Erstmal Glückwunsch zu eurem neuen Raum. Ihr seid sicher erleichtert, dass eure Aktivitäten jetzt wieder ein zu Hause haben. Wie geht es der temporärhaus-Community jetzt?

Gerhard: Die letzten zwei Jahren waren tatsächlich sehr turbulent. Anfang Mai haben wir gemeinsam mit dem Haus der Nachhaltigkeit den Mietvertrag unterschrieben und viel Zeit in die Renovierung der alten Verkaufsräume investiert. Am 16. September war dann die Eröffnung. Die Stimmung ist bombastisch. Es ist toll, nun ein so schönes Haus für unsere Aktivitäten zu haben, das hat unsere Motivation sehr gesteigert.

Ihr beschreibt das temporärhaus auf eurer Website als „Experimentierfeld für die Welt von morgen, mit 3D-Druckern, offenen Werkstätten, Vortragsräumen und vor allem jeder Menge Inhalte, um die Region Ulm/Neu-Ulm gemeinsam in die Zukunft begleiten zu können!“ Kannst du ein paar Beispiele aus bisherigen Projekten nennen und welchen Nutzen die Region konkret davon hatte oder hat?

Gerhard: Unser Alleinstellungsmerkmal von 2016 bis 2021 war die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Ulm. Wir wollten die Verwaltung dazu befähigen, Daten öffentlich zugänglich zu machen und für der Allgemeinheit nützliche Zwecke zu nutzen. Das hat eine Zeitlang super geklappt und beide Seiten haben viel gelernt. Zum Beispiel haben wir die Software digitransit übersetzt: Digitransit ermöglicht eine intermodale Verkehrsauskunft, die neben Bus und Bahn auch neue Mobilitätsangebote wie z. B. Bikesharing, aber auch Informationen wie ÖPNV-Haltestellen, Parkhausbelegung oder Baustellen integriert. Voraussetzung hierfür ist die Bereitstellung der benötigten Informationen als offene Daten, weshalb wir im ersten Schritt daran gearbeitet haben, Informationsquellen wie Fahrpläne, Parkhausbelegung u. v. m. als offene Daten zu erschließen. Davon inspiriert hat dann auch die Stadt Herrenberg ihr Stadtnavi umgesetzt. Wir haben auch LoRaWAN-Sensoren gebaut, womit wir z. B. den Wasserstand der Donau oder Risse im Ulmer Münster messen können. Die Daten sind in datenhub.ulm.de aufrufbar, wo jede*r auf sie zugreifen und nützliche Dinge damit tun kann.
Auf lange Sicht hat die Kooperation mit der Stadt leider aber nicht fortbestehen können – aufgrund der Verwaltungsstrukturen. Und aktuell ist das Verhältnis zur Stadtverwaltung noch belastet.

Viele denken viel zu oft: Dafür bin ich nicht ausgebildet, das kann ich nicht.
Gerhard, Ehrenamtlicher im temporärhaus

Welche sind deine bisherigen persönlichen Highlights eurer Aktivitäten?

Gerhard: Mir persönlich hat es total viel Spaß gemacht, nun schon zum zweiten Mal zu sehen, wie eine große Gruppe wahnsinnig motivierter Menschen Räume in gemütliche WorkSpaces mit Ausstattung verwandelt –  wo Leute sich kreativ austoben können! Es freut mich, dass die Bürger*innen das tatsächlich annehmen: es kommen viele Leute vorbei und informieren sich darüber, was wir so machen, lassen sich inspirieren – und machen sogar selbst mit.

Mit viel Kreativität gegen die erlernte Hilflosigkeit und für Freies Wissen

Die Mischung aus Dingen, die ihr so macht, sieht auf den ersten Blick etwas wild aus. Maker-Monday und Nähcafé: wie passen die zusammen?

Gerhard: Unsere Angebote drehen sich immer darum, Bürger*innen dazu zu befähigen, eigene Ideen umzusetzen. Viele denken viel zu oft: Dafür bin ich nicht ausgebildet, das kann ich nicht. Der erlernten Hilflosigkeiten setzen wir etwas entgegen. Wir sprechen auch von der „Digitalisierung mit der Kreissäge“: Digitalisierung spielt sich nicht ausschließlich am PC ab, sondern es gibt Schnittstellen in der realen Welt. Schönes Beispiel dafür: unser Lastenradverleih. Bei uns gibt es aber auch den künstlerischen Aspekt, bei generativer Kunst nutzt man Code, um z. B. Stoffe mit coolen Mustern zu designen. Dies macht unter anderem die Künstlerin bleeptrack (Sabine Wieluch), die auch Gründungsmitglied bei uns ist.
Wir bringen physische mit digitalen Angeboten zusammen und das Ergebnis wirkt im besten Fall nachhaltig für eine lebenswerte Gesellschaft.

Da wären wir ja auch bei der Schnittstelle zur Wikipedia und den Schwesterprojekten, auf die sich ja die anderen sechs von Wikimedia Deutschland geförderten Community-Räume fokussieren. Wie könnt ihr voneinander lernen?

Gerhard: Es geht immer darum, Wissen zu befreien! Das ist sowohl die Kernidee von Linked Open Data als auch von der Wikipedia. Seit 2016 haben wir immer wieder Wikidata-Workshops veranstaltet. Die Aktiven der anderen Community-Räume sind auch aktiv in der Gewinnung neuer Ehrenamtlicher für Wikipedia. Hier können wir von ihnen lernen und planen, die lokale Wikipedia-Community stärker in unsere Aktivitäten zu involvieren. Im Gegenzug freuen wir uns, unsere Expertise z. B. in Wikidata den anderen Räumen weiterzugeben. Hierzu planen wir in nächster Zeit Besuche im WikiMUC und im FürthWiki.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft. Was nehmt ihr euch für die nächsten Monate und Jahre vor?

Gerhard: Wir möchten einige Tools in Wikidata weiterentwickeln. Konkret planen wir einen Workshop zu Ontologien in Wikidata, wollen den Wikidata Stammtisch und den Austausch mit der Open Street Maps Community verstetigen.

Wir wünschen euch weiterhin viel Spaß und Erfolg. Vielen Dank für das Interview!

Lokale Community-Räume für mehr Vernetzung, Ideen und Zusammenhalt in den Wiki-Projekten

Neben dem temporärhaus e. V. gibt es in Berlin, Hamburg, Hannover, Köln, Fürth und München von Wikimedia Deutschland angemietete Laden- oder Büroflächen. Diese stehen den Ehrenamtlichen als Treffpunkte zur Verfügung. Die Gruppen haben teils sehr unterschiedliche Schwerpunkte entwickelt: Während das Lokal K in Köln beispielsweise Know How und Ausstattung zur Drohnenfotografie hat, kooperiert das WikiMUC in München auch mit der Maker Community und der FürthWiki-Laden hat sein eigenes Wiki über die Stadt Fürth entwickelt – ein tolles Tool der Bürgerbeteiligung und -information. Die Berliner*innen und Aktive aus Erlangen haben mit WomenEdit (online) Anlaufstellen für Frauen geschaffen, die bei Wikipedia mitmachen wollen und die Aktiven aus Hannover ergänzen Straßennamen in Wikidata mit dem Ziel, Übersichtsseiten zur fairen Straßennamensgebung zu erstellen (nach dem Beispiel des Projekts EqualStreetNames in Brüssel).

Warum wir freie und offene KI in der Bildung brauchen

Thursday, 23 November 2023 13:41 UTC

Die (Un-)Abhängigkeit unseres Bildungssystems

Bildung ist ein öffentliches Gut und eine staatliche Aufgabe. Entscheidungstragende aus Politik und staatlichen Institutionen haben daher eine besondere Verantwortung. Sie sollten in demokratischen Prozessen gemeinsam mit Lernenden, Lehrenden, Forschenden und Vertreter*innen aus der Zivilgesellschaft aushandeln, was gute Bildung ist und was sie braucht. Grundpfeiler eines fairen Bildungssystem sind der gerechte und freie Zugang zu digitalen Bildungsangeboten für alle und die Sicherung der Grundrechte im Digitalen.

Dem können marktwirtschaftliche Interessen von Unternehmen entgegenstehen. Deren Produkte sind meist nicht einsehbar. Eine unabhängige Beurteilung (siehe z. B. OSB Alliance, 2023), ob sie den Standards für das Bildungssystem entsprechen, ist so schwer bis unmöglich. Viele Softwareunternehmen setzen in ihren Geschäftsmodellen nicht nur auf den Verkauf von Lizenzen. Sie sammeln auch Daten der Nutzenden, ohne dass die Nutzenden darüber aktiv mitbestimmen können. Darüber hinaus sind bei der Verwendung proprietärer Anwendungen sogenannte Lock-In-Effekte zu beobachten. Gemeint ist, dass  Organisationen ihre Arbeitsformen so stark an das jeweilige Produkt anpassen, dass ein Softwarewechsel immer aufwendiger und daher nie vollzogen wird.

Mit freien, offenen digitalen Anwendungen zu höherer Autonomie

Anders ist es bei freien, offenen Anwendungen (FLOSS: Free/Libre Open Source Software). Frei und offen bedeutet in diesem Kontext, dass unter anderem der Quellcode und im Falle von KI-Systemen auch der zugrundeliegende Datensatz, offen einsehbar, nutzbar und veränderbar ist. Außerdem wird bei freier Software vorausgesetzt, dass jede Weiterentwicklung wieder an die Gesellschaft zurückgegeben werden muss. Nutzende sowie unabhängige Expert*innen haben die Möglichkeit, nachzuvollziehen, wie das Produkt gebaut ist und auf welchen Grundlagen es basiert. Eine offene KI-Anwendung kann von Menschen mit entsprechender Expertise zudem auf spezifische Bedarfe und Zwecke angepasst werden. Das ist insbesondere für den Bildungskontext relevant, da die Binnendifferenzierung von Lernmaterialien, -aktivitäten und -unterstützungssystemen einen immer höheren Stellenwert einnimmt.

Offenheit als Weg zu mehr Mitbestimmung und Nachhaltigkeit

Insbesondere im Kontext von KI-Anwendungen ist es mit freier und offener Software allerdings nicht getan. Zentral sind die der Anwendung zugrundeliegenden Trainingsdaten und -modelle. Diese müssten auch für Bildungszwecke aufwändig kuratiert und gesichert werden. Weder ist dies durch einzelne Nutzende zu bewerkstelligen, noch sollte dies intransparenten und kommerziellen Konzernen überlassen werden. Gleichzeitig verbrauchen die meisten KI-Anwendungen massiv viel Energie. Wir stehen somit auch vor einem Nachhaltigkeits- und Ressourcendilemma. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, braucht es neue Ansätze und Ideen. Die Bundesregierung muss sich hier klar positionieren und Initiative ergreifen, um den aktuellen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen. Wir fordern einen offenen, multiperspektivischen Prozess, in dem die Beteiligten Möglichkeiten und Modelle diskutieren und erproben können. Das Ziel sollte eine gemeinwohlorientierte KI für den Bildungsbereich sein.

Das Bild zeigt die Autorin des Artikels auf lilafarbenem Hintergrund. Sie wird zitiert mit der Aussage: „Alle reden über KI. Wir auch! Aber offen und mit allen, die sich am Forum beteiligen wollen. Das entspricht unserem demokratischen Bildungsverständnis. Daher wollen wir gemeinsam Leitlinien für freie und offene KI-Anwendungen in der Bildung entwickeln – statt mit intransparenten, kommerziellen Anwendungen zu arbeiten.“

Forderung nach offener KI in der Bildung

Doch bevor wir auf die Bundesregierung warten, nehmen wir es selbst in die Hand: Gemeinsam mit der Initiative OE/AI, die im Frühjahr 2023 den Aufruf “Künstliche Intelligenz, Offenheit und Pädagogik” veröffentlichte, veranstaltet Wikimedia Deutschland zwischen Herbst 2023 und Frühjahr 2024 eine mehrteilige, kollaborative Workshopreihe. Wir laden Bildungspraktiker*innen, -wissenschaftler*innen und Entscheidungsträger*innen aus dem Bildungsbereich ein, gemeinsam mit uns politische Empfehlungen für den Einsatz von offener KI in der Bildung zu entwickeln. Beim Forum offene KI in der Bildung sollen möglichst unterschiedliche Perspektiven und Expertisen produktiv zusammenkommen. Die gemeinsam entwickelte Handreichung wird am 14. Mai 2024 bei einer öffentlichen Veranstaltung Vertreter*innen der Bundesbildungspolitik überreicht. Interessierte sind jederzeit willkommen, sich zu beteiligen und für die Workshopformate anzumelden.

Wikipedia, die Exotin unter den digitalen Riesen

Wednesday, 22 November 2023 14:25 UTC

Das Ziel, das die Europäische Union mit dem DSA erreichen will, ist ein „sicheres und vertrauenswürdiges Online-Umfeld“. Die VLOPs werden durch das Gesetz stärker in die Pflicht genommen Inhalte zu moderieren. Sie müssen Meldemechanismen einrichten und gemeldete Inhalte binnen festgelegter Zeiträume zu prüfen. Und sie müssen regelmäßig Risikobewertungen durchführen sowie in Transparenzberichten über ihre Moderation oder auch Anfragen von Behörden zu illegalen Inhalten Auskunft geben. Zu den digitalen Angeboten, die der DSA als sehr große Plattform definiert, gehören soziale Netzwerke, Suchmaschinen und digitale Marktplätze.

Die Definition bedeutet aber auch, dass die Betreiberin der nicht-kommerziellen, community-moderierten und freien Enzyklopädie Wikipedia, die Wikimedia Foundation (WMF), juristisch in eine Kategorie mit den Betreiber*innen von Instagram, X oder LinkedIn einsortiert wird. Für die ehrenamtlichen Editor*innen der Wikipedia sollte dies möglichst keine Konsequenzen haben. Dafür setzt sich Wikimedia Deutschland in der weiteren Ausgestaltung des Digitale Dienste Gesetzes ein. Und auch die WMF will Konsequenzen für die Community verhindern. Aber sie muss, wie alle anderen VLOPs auch, regelmäßig Transparenzberichte veröffentlichen. Ein Vergleich ausgewählter Berichte macht deutlich: Die Wikipedia ist ein Kuriosum unter den digitalen Riesen.

Wikipedia versus X: 0 zu 1.728

Artikel 10 des DSA verpflichtet die VLOPs dazu – unter bestimmten Voraussetzungen – mit Strafverfolgungsbehörden aus der EU zu kooperieren. Wenn es eine begründete Anfrage zu vermuteten illegalen Aktivitäten gibt, müssen Plattformen Informationen erteilen.

Ein Blick in die Berichte von Wikipedia und LinkedIn sowie X und Instagram zeigt: Die Wikipedia sticht hervor! 0 Auskunftsanordnungen haben die Wikimedia Foundation von Ende August bis Ende September 2023 erreicht. 1.728 Anfragen hingegen bekam der Betreiber von X vom 28. August bis 20. Oktober 2023.  Alleine 795 davon kamen von deutschen Behörden. Sie betrafen mehrheitlich den Verdacht auf Verbreitung sogenannter Hassrede auf dem Microbloggingdienst. Instagram berichtet für den Zeitraum vom 25. April bis 20. September von 666 Anfragen (604 davon aus Deutschland), die vor allem Verdachtsfälle von Betrug oder sexueller Nötigung betrafen. LinkedIn erhielt vom 25. August bis zum 30. September hingegen nur 78 Anfragen von EU-Ermittlungsbehörden. 55 von ihnen wurden von dem Karrierenetzwerk als berechtigt eingestuft.

Communitybasierte versus professionelle Moderation

Die VLOPs LinkedIn, X oder Instagram moderieren Inhalte nach den Plattform-Richtlinien, die von den Unternehmen vorgegeben werden. Sie beschäftigen professionelle Content Moderator*innen und nutzen zudem automatisierte Systeme, die etwa von Nutzenden gemeldete Inhalte überprüfen. Zur Anzahl der Moderator*innen, den gemeldeten und den entfernten Inhalten sowie den Gründen für die Meldungen machen sie Angaben in ihren Transparenzberichten.

Der Transparenzbericht der WMF macht keine Angaben zur Anzahl der professionellen Moderator*innen – es gibt sie schlicht nicht. In der Wikipedia sind es die Ehrenamtlichen, die Richtlinien wie etwa die Relevanzkriterien oder die Regeln enzyklopädischen Schreibens miteinander aushandeln. Wer wissen möchte, wie viele aktive Editor*innen in der deutsch-, englisch- oder polnischsprachigen Wikipedia Inhalte erstellen oder überprüfen, kann diese Daten selbst aufrufen. In den seltenen Fällen, in denen die WMF selbst moderierend aktiv wird, handelt es sich vorwiegend um Fragen des Urheberrechts. Im Berichtszeitraum August bis September hat die WMF allerdings keine Meldungen wegen vermuteter Urheberrechtsverletzungen erhalten. Zwei Hinweise auf mögliche Datenschutzverletzungen haben die WMF erreicht, die sie an die Community zur Überprüfung weitergegeben hat und die noch in Bearbeitung sind.

Auch zur Anzahl entfernter Inhalte, etwa wegen Hassrede, Gewaltdarstellungen oder Nötigung, macht der Transparenzbericht der Wikimedia Foundation keine Angaben. Das heißt nicht, dass es keine Auseinandersetzungen in der Wikipedia gibt. Aber in Auseinandersetzungen zwischen Editor*innen geht es im Großen und Ganzen darum, welche Inhalte den Wikipedia-Regeln entsprechen. Die Diskussionsseiten von einzelnen Artikeln sind Zeugnisse einer lebendingen, kontrovers diskutierenden Community, der es vor allem um überprüfbares und faktenbasiertes Wissen geht. In kommerziellen sozialen Netzwerken oder Plattformen teilen die Nutzenden auch Wissen und Informationen. Vor allem geht es aber darum, Meinungen und Erfahrungen auszutauschen auf einer Plattform, auf der andere, nämlich die betreibenden Unternehmen, die Regeln bestimmen. In diesen sozialen Netzwerken begegnen sich fast immer Nutzende, die einander fremd sind. In der Wikipedia hingegen finden Aushandlungsprozesse über Regeln und Inhalt innerhalb einer eigenverantwortlichen Community statt. Häufig kennen sich Editor*innen, zumindest digital, die zu bestimmten Themen schreiben. Und es gibt Treffen, bei denen sich Teile der Community auch persönlich austauschen.

Die ersten Transparenzberichte der größten digitalen Plattformen in der EU zeigen daher nicht nur, wie diese mit den neuen Regelungen aus dem DSA umgehen. Sie verdeutlichen auch, dass die Wikipedia und die übrigen Plattformen wenig miteinander verbindet – außer die Definition als Very Large Online Platform.

Gemeinsam gegen den Gender-Gap

Friday, 17 November 2023 15:13 UTC

Das WikiWomenCamp fand Mitte Oktober das 3. Mal seit 2012 statt und damit, laut Kritzolina, viel zu selten. 2015 wurde von Sue Gardner, der ehemaligen Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation, der Mutterorganisation aller Wikimedia Standorte, die Bekämpfung des Gender-Gaps zum Schwerpunktbereich erklärt. 2023 stellt die weibliche Community fest, dass sich nicht viel geändert hat. Woran das liegt und wie es sich beeinflussen lässt, wurde nun auf dem Camp in Neu-Delhi unter die Lupe genommen. Mehr als 90 Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt haben sich daran beteiligt. Kritzolina (Wikipedia-Username) hat uns erzählt, wie sie dabei vorgegangen sind und welche Resultate sie erreicht haben.

Kritzolina im Gespräch mit einer anderen Teilnehmerin

Aus aller Welt für die Gender-Gleichstellung

Nach ihrem fast achtstündigen Flug aus Deutschland wurde Kritzolina am Indira Gandhi Flughafen sogleich herzlich empfangen. Eesha wies ihr den Weg und sorgte für ein Taxi, das sie schnell und sicher zum Hotel brachte. Aber Eesha nahm nicht nur Kritzolina in Empfang – sie kümmerte sich auch um alle anderen Teilnehmerinnen des WikiWomenCamps. Eesha ist übrigens kein ganz echter Mensch – sie ist das digitale Maskottchen der diesjährigen Veranstaltung und sorgte sich um die Belange ihrer Gäste, indem sie sich mit ihnen über Telegram austauschte. Bedient wurde Eeshas Account von einem 19-jährigen Studenten, der bei der Veranstaltung aushalf.

Das Besondere am WikiWomenCamp ist, dass es sich um ein internationales Event handelt und dadurch eine ganz andere Tragweite entfaltet, als wenn dies nur auf nationaler Ebene geschieht. Und tatsächlich reisten Wikimedianerinnen aus der ganzen Welt an: mit leichtem Schwerpunkt aus den Regionen in und um Indien, waren Community-Mitglieder aus allen Kontinenten vertreten. Sie alle fanden sich für das Camp in einem Hotel zusammen, das etwas abseits des bunten Treibens Neu-Delhis liegt. Hier fand alles kompakt in zwei Veranstaltungsräumen statt, die jeweils einen eigenen thematischen Schwerpunkt hatten: Raum eins wurde an den drei Tagen zum Capacity Track und Raum zwei bildete den sogenannten Strategy Track. Die Teilnehmerinnen wurden den Räumen und entsprechenden Themen zugewiesen. Für Kritzolina sollte es die drei Tage vor allem um Capacity Themen gehen.

Maskottchen des WikiWomen Camps 2023: Eesha

Ein unschlagbares Team: Strategy und Capacity

Im Strategy Track konzentrierten sich die Teilnehmerinnen auf die langfristige Ausrichtung der WikiWomen-Bewegung. Sie entwickelten Ideen und Pläne, um den Gender-Gap in seinen verschiedenen Dimensionen nachhaltig zu überwinden. Sie diskutierten Möglichkeiten, um Frauen in der Wikimedia-Community zu fördern, sowie Strategien, um mehr Editorinnen zu gewinnen und inhaltliche Lücken zu schließen. Im Capacity Track konzentrierten sich die Teilnehmerinnen hingegen auf die Stärkung ihrer Fähigkeiten, um ihre Präsenz und ihren Einfluss in der Wikimedia-Community zu erhöhen. In verschiedenen Workshops bauten sie zudem ihre technischen Fähigkeiten für die Wikimedia-Projekte, wie etwa Wikipedia oder dem Wissensgraphen Wikidata, aus.

Auch gab es themenübergreifende Veranstaltungen für alle Anwesenden, wie zum Beispiel ein Gender-Sensitivity-Workshop von der Wikimedia Foundation, den die Gender-Spezialistin Tila Cappelletto und Masana Mulaudzi, Managerin für Kampagnenorganisation, durchführten. Gender Sensitivity ist der Prozess, durch den Menschen bewusst gemacht wird, welche Rolle das Geschlecht im Leben und im Umgang mit anderen spielt.

In einem anderen Workshop drehte sich alles um das Thema Inklusion: Teil davon war eine Übung, bei der sich die Teilnehmerinnen Strategien überlegten, um einer Frau aus einem stark traditionell geprägten kulturellen Kontext die Teilnahme an einer Veranstaltung wie dem WikiWomenCamp zu ermöglichen, obwohl ihre Eltern Einwände haben. „Das war wirklich eine Herausforderung“, lässt Kritzolina das Ereignis noch einmal Revue passieren.

Das Hauptgesprächsthema auf dem Camp blieb aber die Frage danach, wie man den Gender-Gap nachhaltig überwinden kann. Teilnehmerinnen aus verschiedenen Ländern brachten hier ganz unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen ein. Es wurde deutlich, dass die Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in der Wikimedia-Community vielfältig sind. Von kulturellen Barrieren bis hin zu fehlenden Ressourcen, mangelnder Unterstützung und Sichtbarkeit – die Diskussionen zeigten, dass es keine einfachen Lösungen gibt.

Strategy Track auf dem WikiWomenCamp 2023

Ambitionierte Pläne für eine gendergerechte Wikimedia-Zukunft

Am Ende der Konferenz liegen konkrete Konzepte vor. Diese fordern ein stärkeres Unterstützungsnetzwerk und ein regelmäßig stattfindendes WikiWomenCamp. Es soll mehr Trainings zur Gender-Sensitivität geben und auf der jährlich stattfindenden Wikimania, der Konferenz der gesamten globalen Community, sollen jedes Mal  WikiWomenSummits stattfinden. In fünf Jahren sollen zudem klare, nachhaltige Strukturen geschaffen worden sein und 25 % der Administrator*innen sollen weiblich oder non-binär sein. Insgesamt sollen Frauen und non-binäre Personen in allen Rollen in den Wikimedia-Projekten vertreten sein – von regelmäßigen Editor*innen bis zu Stewards, Administrator*innen mit internationalem Verantwortungsbereich. Aber auch in der Mittelverteilung und Mitbestimmung soll sich die neue Verteilung abbilden.

„Ich glaube, wir sind wichtige Schritte in diesem Camp gegangen“, fasst Kritzolina ihre Eindrücke zusammen. „Was mich aber am meisten bewegt hat, ist, dass es Frauen unter größten Widrigkeiten gelingt, dieser Veranstaltung beizuwohnen: Die Eltern erlauben es nicht, sie haben kein Geld und dennoch haben sie es geschafft, hier zu sein.“ Weiterhin betont sie, dass Veranstaltungen wie das WikiWomenCamp ein wichtiger Baustein sind, um Frauen auch über die Wikimedia-Projekte hinweg zu stärken, weil sie beispielsweise mehr Selbstvertrauen in ihre technischen Fähigkeiten entwickeln und sich das auch auf ihre Berufskarriere auswirken kann.

WikiWomenCamp: Ein Meilenstein der Gleichstellung – auch über Wikimedia-Projekte hinaus

Das WikiWomenCamp 2023 in Neu-Delhi war ein bedeutsames Ereignis, das die Stärke und das Engagement der weiblichen Wikimedia-Community bewiesen hat. Eesha mag zwar das digitale Maskottchen des Events gewesen sein, aber sie steht sinnbildlich für die Unterstützung und Solidarität, die die Teilnehmerinnen in Neu-Delhi erlebt haben und zukünftig in der Community erleben sollen. Die gemeinsame Arbeit und der Wissensaustausch ermutigen die Frauen weiterhin dazu beizutragen, den Gender-Gap in der Community zu schließen und über Wikimedia-Projekte hinaus zu einer ausgewogenen Repräsentation von Frauen und non-binären Menschen in der digitalen Welt beizutragen.

Wer das Thema weiter vertiefen und sich zunächst in Deutschland für die Gendergerechtigkeit einsetzen möchte, kann einen Blick auf die bereits bestehenden Wikimedia-Initiativen FemNetz und WomenEdit werfen. Auf internationaler Ebene ist das Projekt Women in Red ein interessanter Anlaufpunkt. Wer direkt mit der weiblichen Wikimedia-Community in Kontakt treten will, schreibt am besten eine E-Mail an admin@wikiwomencamp.org. Ihr seid herzlich willkommen!

 

Die Originalversion dieses Artikels erschien am 12. Oktober auf dem Blog von Wikimedia Schweiz.

Eine Karte zeigt die Regiolekte der alemannischen Wikipedia

 

Wo wird eigentlich alemannisch gesprochen? Alemannisch ist kein einheitlicher Dialekt, hierunter fallen verschiedene Dialekte aus dem süddeutschen Raum, der Schweiz, dem Elsass und Teilen Österreichs. Die «als:Wikipedia», wie sie im Wikiversum gelistet wird, ist eine von 316 Sprachversionen der Wikipedia und ein wunderbarer Fundus an Artikeln und Geschichten rund um diese Mundart. Einer der Autoren, Holder, gewährt im Interview mit Wikimedia CH einen Einblick und lädt zum Mitmachen ein.

Hallo Holder, kannst du uns sagen, wie diese Sprachversion der Wikipedia entstanden ist?

Holder: Im September 2003 hat der elsässische Informatiker Alexis Dufrenoy bei der Wikimedia Foundation in den USA angefragt, ob es auch möglich wäre, eine Wikipedia auf Elsässisch zu erstellen. Damit begann eine heiße Debatte in der Internet-Gemeinschaft: Braucht es jetzt auch noch eine Wikipedia in allen Dialekten? Erst als sich Wikipedia-Gründer Jimmy Wales persönlich in die Diskussion einschaltete und sich für die Errichtung aussprach, war der Weg frei für die „Elsässische Wikipedia“. Im ersten Jahr geschah allerdings wenig in dieser elsässischen Internetenzyklopädie: Dufrenoy arbeitete mittlerweile in Paris und hatte keine Zeit gefunden, Artikel auf Elsässisch zu schreiben. Da sich auch keine anderen Elsässer fanden, drohte die Elsässische Wikipedia zu enden, bevor sie recht zum Leben erwacht war. Nun entdeckten aber andere Dialektfans dieses Projekt: „Chlämens“ aus dem badischen Rheinfelden, „Melancholie“ aus dem bayrischen Allgäu, „J. ‚mach‘ Wust“ aus Bern. Sie schlugen vor, die elsässischen Wikipedia zu einer Enzyklopädie aller alemannischen Dialekte zu erweitern. So wurde im November 2003 aus der Elsässischen die „Alemannische Wikipedia“.

Gibt es Anekdoten, besonders gelungene Artikel?

Holder: Eine der schönsten Geschichten, die ich in der Alemannischen Wikipedia erlebt habe, ist folgende: Vor einigen Jahren habe ich einen Artikel über das Dorf Saderlach geschrieben, ein Dorf im rumänischen Banat, wo man bis vor kurzem noch Alemannisch gesprochen hat, da das Dorf im 18. Jh. von Siedlern aus dem Südschwarzwald gegründet wurde. Da es keine Bilder aus Saderlach auf Wikimedia Commons gab, habe ich beim Verein der ehemaligen Saderlacher, der „Heimatortgemeinde Saderlach (HOG)“, angefragt, ob sie Fotos für die Wikipedia unter einer freien Lizenz zur Verfügung stellen könnte. Daneben habe ich auch noch gleich angefragt, ob jemand von ihnen den Artikel auch gleich in den alten aussterbenden Dialekt von Saderlach übersetzen könnte. Bilder unter freier Lizenz habe ich so zwar keine bekommen, aber Theresia Weisenberger von der HOG hat sich an die Arbeit gemacht und den ganzen umfangreichen Artikel ins Saderlacherisch übersetzt. Da ich also immer noch keine Fotos hatte, habe ich auch noch auf der rumänischsprachigen Wikipedia angefragt, ob dort jemand Fotos machen könne. Und tatsächlich hat sich jemand aus Temeschwar (Timișoara) gemeldet, der dann nach Saderlach gefahren ist und viele Fotos gemacht. hat. Jetzt gibt es einen schönen Artikel über Saderlach, der deutlich umfangreicher ist als die entsprechenden Wikipediartikel auf Deutsch oder auf Rumänisch, mit neuen Fotos und dazu im alten Dialekt von Saderlach.

Wie viele User schreiben hier mit?

Holder: Heute umfasst alemannische Sprachversion einen engeren Kreis von vielleicht fünf bis zehn Autoren und Autorinnen, die aktiv sind. Im Lauf der 20 Jahre haben aber darüber hinaus Hunderte aus allen Gegenden des alemannischen Sprachraums Artikel beigetragen. So finden sich in der Alemannischen Wikipedia Artikel auf Züritüütsch, auf Bärndütsch, auf Wallisertiitsch, auf Vorarlbergerisch, auf Markgräflerisch, auf Schwäbisch, auf Elsässisch. Selbst aus dem italienischen Piemont hat ein Benutzer Artikel beigetragen, geschrieben im Walserdialekt des kleinen Dörfchens Alagna Valsesia.

Wie reagieren die Schriftdeutsch-Schreiber und -Leser auf eure Artikel? Interessieren sie sich überhaupt für eure Arbeit?

Holder: Direkte Rückmeldungen von Leserinnen und Lesern bekommen wir selten, auch wissen wir wenig darüber, wie oft unsere Artikel wirklich gelesen werden oder wer uns liest. Wir haben aber einige Jahre Rückmeldungen gesammelt, die auf anderen Sprachversionen der Wikipedia oder sonst irgendwo im Internet geschrieben wurden, und da hat sich gezeigt, dass die Rückmeldungen überwiegend positiv waren.

Und wie geht ihr damit um, dass so viele verschiedene Dialekt-Variationen des Alemannischen existieren und es keine klaren Regeln für die Schreibweise im Schwitzerdütsch gibt?

Holder: Alle könnten in ihrem eigenen Dialekt schreiben und wir legen keine Schreibregeln fest. Die meisten orientieren sich allerdings in ihrer Rechtschreibung an der Dialektliteratur.

Was braucht es, um mitmachen zu können?

Holder: Man muss nur einen alemannischen, z. B. einen schweizerdeutschen, Dialekt können, mehr braucht es nicht. Die technischen Hürden, in der Wikipedia mitzuschreiben sind recht niedrig, das lernt man schnell. Und bei den sonstigen Regeln bekommt man schnell Unterstützung und Hilfe durch Leute aus der Wikipedia-Community.

Herzlichen Dank für deine Antworten, Holder. Wir wünsche euch viel Spaß beim Feiern des Geburtstags und weiterhin viel Freude.

Der Stammtisch der alemannischen Wikipedia trifft sich am Sonntag, den 19. November, ab 10.30 Uhr am Zeppelinmuseum Friedrichshafen. Interessierte sind herzlich eingeladen!

Außerdem läuft noch bis zum 17. Dezember ein Schreibwettbewerb auf der alemannischen Wikipedia. Mach mit!

Eine Welt ohne Wikipedia? Das ist nach wie vor kaum vorstellbar! Allein die deutschsprachige Wikipedia wird mehr als 30 Millionen Mal pro Tag angeklickt. Wer in den nächsten Wochen die Seite besucht, wird wieder über Banner dazu aufgerufen, für Wikipedia und weitere Projekte für Freies Wissen zu spenden. Die Spendenkampagne wird von Wikimedia Deutschland, dem gemeinnützigen Verein hinter der Wikipedia, seit 2010 durchgeführt.

Spendenziel: 9,7 Millionen Euro bis spätestens Jahresende

Die Wikipedia-Kampagne ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes: Sie endet sobald das Spendenziel erreicht ist. Im letzten Jahr war das nach nur 54 Tagen der Fall. Rund 360.000 Menschen haben gespendet, der durchschnittliche Spendenbetrag lag bei 25 Euro. Neben den Spender*innen tragen auch die mehr als 100.000 Vereinsmitglieder von Wikimedia Deutschland zum Erfolg der Kampagne bei.

Wofür werden die Spenden benötigt?

Die Wikipedia ist ein Ehrenamtsprojekt: Alle Inhalte werden ausschließlich von Freiwilligen geschrieben, bearbeitet und überprüft. Wofür also werden die 9,7 Millionen Euro genau benötigt?

Ein großer Teil der Spendengelder fließt direkt zurück in die Wikipedia-Community: Unter anderem gibt es über den Verein umfangreiche Förderangebote für die Freiwilligen, es werden lokale Wikipedia-Räume in mehreren Städten finanziert, die Software hinter den Wiki-Projekten wird ständig verbessert und der Verein organisiert und unterstützt Community-Veranstaltungen, wie zum Beispiel die jährliche WikiCon.

Neben Wikipedia gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Projekte, die sich für Freies Wissen stark machen. Viele von ihnen werden von Wikimedia Deutschland betrieben bzw. initiiert, wie zum Beispiel die größte Wissensdatenbank der Welt, Wikidata, und das Programm GLAM – Offene Kultur- und Gedächtnisinstitutionen, das sich für den offenen und freien Zugang zum kulturellen Erbe und für offene Kulturinhalte und -daten einsetzt. Oder auch ganz aktuell das Programm re•shape, dass Projekte zur Sichtbarmachung von Wissen und Perspektiven von Menschen fördert, die strukturelle Diskriminierung erfahren. Einen Überblick über alle Projekte gibt es hier.

Da Wikipedia ein globales Projekt ist, fließt ein Teil der Spenden auch im nächsten Jahr an die Wikimedia Foundation zur Finanzierung der internationalen Aktivitäten für die Weiterentwicklung von Wikipedia und des Ausbaus der globalen Server-Infrastruktur.

Die Mittelverwendung im Überblick

Das Ziel der jährlichen Spendenkampagne resultiert aus den jeweiligen Jahresplänen von Wikimedia Deutschland und der Wikimedia Foundation, in denen festgelegt ist, welche Projekte und Ziele umgesetzt werden sollen. Einen detaillierten Überblick bietet die Mittelverwendung.

Kann ich das Spendenbanner auch abschalten?

Das Banner wird maximal acht Mal angezeigt und kann natürlich jederzeit mit einem Klick auf das Kreuz rechts oben weggeklickt werden. Dann ist es für einen Zeitraum von einer Woche deaktiviert. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich ein kostenloses Benutzerkonto in der Wikipedia einzurichten, bzw. sich mit dem schon bestehenden Konto einzuloggen. Wer eingeloggt ist, bekommt das Spendenbanner nicht angezeigt. Nach dem Abschluss einer Spende über das Spendenformular wird ein Cookie gesetzt, welches verhindern soll, dass das Spendenbanner weiterhin sichtbar ist.

Unterstützen auch Sie Wikipedia mit einer Spende oder Mitgliedschaft

Wenn auch Sie die Wikipedia und ihre Schwesterprojekte unterstützen möchten, freuen wir uns über eine Spende. Das Spendenformular finden Sie unter spenden.wikimedia.de.
Sie können Wikipedia und Freies Wissen auch dauerhaft mit einer Mitgliedschaft fördern. Mehr dazu unter wikimedia.de/mitglieder.

Wikimedia Deutschland steht seit knapp 20 Jahren für Freies Wissen. Twitter, jetzt X, war dabei eine wichtige Plattform, um unsere Argumente nach außen zu tragen und darüber in den Austausch zu gehen. Seit der Übernahme von Twitter durch Elon Musk haben wir die Veränderungen auf der Plattform aufmerksam verfolgt. Sie stehen im Konflikt zu unseren Werten.

Wir stehen für Beteiligung und freien Zugang

Die Grundidee hinter den Wikimedia Projekten lautet: Das Wissen dieser Welt soll allen frei zugänglich sein. Und alle Menschen, die sich für Freies Wissen einsetzen wollen, sollen das tun können. Daher fördern wir die Freiwilligen-Communitys, die zu Wikimedia Projekten beitragen. Wir setzen uns für politische Rahmenbedingungen ein, die Freies Wissen und offene Daten begünstigen. X entwickelt sich immer mehr zu einer Plattform, die Beteiligung aktiv verhindert. Reichweiten werden willkürlich verändert und unliebsame Stimmen unsichtbar gemacht. Auch der freie Zugang ist in Gefahr. Wer sich eine Bezahlvariante nicht leisten will oder kann, wird mehr und mehr ausgeschlossen.

Das Bild zeigt auf rosafarbenem Hintergrund den Schriftzug: Freier und offener Zugang. Wir fördern den freien und offenen Zugang zu Wissen – durch unsere politische Arbeit, offene Software und die Förderung von Wiki-Projekten wie Wikipedia, Wikidata oder Wikimedia Commons.

Wir stehen für Diversität und respektvolle Zusammenarbeit

Wir heißen alle willkommen, die zum Freien Wissen beitragen wollen – unabhängig von Alter, Religion, Geschlechtsidentität, persönlichen Bedürfnissen, Herkunft oder sexueller Orientierung. Und wir fördern offene, partnerschaftliche und rücksichtsvolle Bedingungen in den Wikimedia Projekten. Seit der Übernahme durch Elon Musk ist Twitter nachweislich offener für Hass geworden. Unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit werden Hetze und Lügen verbreitet. Das Debattenklima hat sich deutlich nach rechts verschoben.

Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, unseren Account stillzulegen. Wir freuen uns auf einen respektvollen Austausch auf unseren anderen Kanälen.

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Unsere Werte


Beteiligung, Diversität, freier und offener Zugang, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und respektvolle Zusammenarbeit – diese Werte machen Wikimedia Deutschland im Kern aus. Mehr dazu unter
https://www.wikimedia.de/werte.

Die Aufnahmen der Gewinner*innen zeigen Kultur- und Baudenkmäler von ihrer manchmal schönsten, manchmal besonderen Seite: Einige versetzen in Staunen über den unangetasteten Zustand des aufgenommenen Bauwerks als Relikt der Vergangenheit, andere aufgrund ihrer durch Licht- und Wetterverhältnisse entstandene atmosphärische Komposition.

Vergangenes mit der Gegenwart verbinden

Die Aufnahmen setzen Kontraste, etwa wenn sie durch Elemente der Gegenwart ergänzt werden, die die aktuelle Nutzung hervorheben. So zeigt das Siegerfoto die mittelalterliche Marksburg in ihrem vollständig erhaltenen Zustand. Im Hintergrund fällt der Blick auf drei Schornsteine der Blei- und Silberhütte Braubach, die um 1900 errichtet wurde. Beide Objekte stehen unter Denkmalschutz als Kultur- bzw. Industriedenkmal. Genau das macht’s so spannend: Betrachten wir die Baudenkmäler nicht für sich, sondern im Kontext von Industrie- oder Kulturlandschaft, so erfahren wir, wie sich ihre Rezeption in der Zwischenzeit gewandelt hat und immer weiter wandelt.

Die Top 5 Gewinnerbilder

Den Link zu allen 100 Gewinnerbildern von Wiki Loves Monuments finden Sie am Ende des Artikels.

Der Auswahlprozess der Jury: mühevoll aber lohnend

Bei der Auswahl ging die Jury äußerst kleinteilig vor: Aus den über 800  besten Einreichungen wurden in der Vorwoche durch jedes Jurymitglied Bewertungspunkte pro Bild vergeben. Zur Abstimmung wird ein speziell für den Wettbewerb programmiertes Tool genutzt. In das Wochenende ging die Jury dann mit knapp 200 Bildern, die zunächst auf Dubletten geprüft wurden und dann erneut – diesmal mit offener Diskussion – einzeln bewertet wurden. Das Ergebnis der besten 100 wurde dann noch einmal gemeinsam durchgesprochen, bis ein Konsens erreicht wurde. Von mehreren – neuen wie „alteingesessenen“ – Jurymitgliedern wurde zum Abschluss des Wochenendes die Wertschätzung hervorgehoben, die sowohl den eingereichten Arbeiten gegenüber als auch im gegenseitigen Umgang zu spüren war.

Alle eingereichten Bilder sind auf Wikimedia Commons zu finden und unter freier Lizenz nutzbar.

Preisverleihung am 10. November in Berlin und online

Am 10. November findet die Preisverleihung von Wiki Loves Earth und Wiki Loves Monuments im Nicolaihaus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Berlin statt. Die zehn besten Fotos der deutschlandweiten Wettbewerbe ziehen in die internationalen Wiki Loves-Wettbewerbe, deren Gewinner*innen im ersten Halbjahr 2024 verkündet werden. Wir drücken allen Finalist*innen die Daumen.

“Wir brauchen mehr Austausch mit externen Communitys”

Wednesday, 25 October 2023 16:39 UTC

Die internationale Konferenz WikidataCon findet jedes Jahr an einem anderen Ort auf der Welt statt – wo, das hängt auch von Wikimedia Deutschlands Kooperationspartnern ab. Dieses Mal wird sie zusammen mit der taiwanesischen Wikimedia und Community vom 28.-29. Oktober als hybride Veranstaltung realisiert. Der Fokus liegt auf der virtuellen Teilnahme, um es allen Interessierten zu ermöglichen den Programmpunkten beizuwohnen. Das ist auch der Grund, warum manche Sessions mehrere Male zu unterschiedlichen Uhrzeiten stattfinden – so wird keine Zeitzone von der Veranstaltung ausgeschlossen. Allen Wang, dem leitenden Koordinator des taiwanesischen Kern-Organisationsteams, lag es sehr am Herzen, dass die Konferenz in diesem Jahr wirklich jedem offen steht.

Hi Allen, kannst du uns kurz erzählen, was das Besondere an der WikidataCon ist?

Allen: Bei der WikidataCon kommt die globale Wikidata-Community zusammen, um alle Angelegenheiten zu diskutieren, die mit Wikidata und dem damit verbundenen Ökosystem zusammenhängen, einschließlich der Wikidata-Plattform, der dahinter liegenden Software Wikibase und dem gesamten Linked-Open-Data-Ökosystem. Linked Open Data beschreibt frei verfügbare Daten, die leicht abgerufen werden können und auf weitere Daten verweisen. Die miteinander verknüpften Daten ergeben ein weltweites Netz, das unter anderem auch als Wissensgraph bezeichnet wird.

Es gibt weltweit zwar einige globale Wikimedia-Foren und Community-Konferenzen, wie z. B. die Wikimania, doch die WikidataCon hebt sich durch ihren speziellen Fokus ab. Die auf dieser Konferenz repräsentierten Bereiche konzentrieren sich zudem stark auf organisationsübergreifende Zusammenarbeit mit externen Institutionen und Communitys und erstrecken sich z. B. auf Gebiete wie Daten-, Bibliotheks- und Informationswissenschaften.

Welche Themen werden während der WikidataCon präsentiert und diskutiert?

Allen: Dieses Jahr legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Multikulturalität. Taiwan ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Sprachen: Neben Mandarin-Chinesisch, das als Amtssprache dient, sind etwa 40-50 Sprachen im Umlauf, darunter Taiwanesisch, Hakka, Min Dong und austronesische Sprachen, die von einheimischen taiwanesischen Gemeinschaften gesprochen werden. Im Kontext der Wikimedia-Aktivitäten in Taiwan war es schon immer ein entscheidendes Anliegen, sicherzustellen, dass andere Sprachen neben Mandarin effektiv genutzt werden können, um kulturelles Wissen in Wikimedia-Projekten abzubilden. Wir wollen die globale Community darauf aufmerksam machen, wie wichtig Wikidata und Linked Open Data für die Bewahrung und Verbreitung von Wissen in unterrepräsentierten Sprachen sind.

Der Titel der diesjährigen WikidataCon ist “Collaboration across Boundaries” (Zusammenarbeit über Grenzen hinweg) und du legst großen Wert darauf, externe Entwickler und Communitys zu der Veranstaltung einzuladen – warum ist das so wichtig?

Allen: Dies basiert auf meinen Erfahrungen in Taiwan. Bevor ich mich in den Wikidata- und Wikimedia-Communitys engagierte, nahm ich häufig an Veranstaltungen von Open-Source- und Open-Data-Communitys, wie Mozilla oder Ubuntu, teil und führte Diskussionen über offene Daten. In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass sich die Themen von Wikidata und weiteren Wikimedia-Projekten oft mit den Themen anderer Communitys überschneiden. In einigen Fällen könnten Wikimedia-Projekte Ressourcen bereitstellen, die für bestimmte Open-Data-Themen benötigt werden. Allerdings ist Wikimedia bei den Diskussionen anderer Communitys oft nicht dabei.

Woran liegt das aus deiner Sicht?

Allen: Es liegt auf jeden Fall nicht daran, dass die Angebote von Wikimedia nicht mit den Bedürfnissen anderer Communitys übereinstimmen. Vielmehr liegt es daran, dass es zu wenige Menschen gibt, die Wikimedia-Projekte kennen, wodurch die Integration dieser Werkzeuge nicht in die Diskussionen eingebracht werden kann. Wikidata verfügt als offene Datenplattform über viele hervorragende Linked-Open-Data-Funktionen, darunter eindeutige Identifikatoren, Cross-Identifier-Mappings und mehrsprachige Normdateien. Diese Funktionen können für die Erweiterung externer offener Datenbestände von Nutzen sein. Indem man mehr Nicht-Wiki-Communitys dazu ermutigt an der WikidataCon teilzunehmen, können sie Einblicke in die aktuellen Möglichkeiten von Wikidata und seinem Ökosystem gewinnen. Dies wiederum kann den Austausch von Wissen und Ressourcen innerhalb der breiteren Open-Data-Community fördern. Es hilft auch der Wikimedia-Community, die praktischen Bedürfnisse der externen Communitys besser zu verstehen.

Wie können die externen Communitys von Wikidata profitieren?

Allen: Wikidata bietet eine niedrigschwellige und kostengünstige Lösung für die Abfrage und das Hosting offener Daten. Dazu gehören Dienste wie das Hinzufügen von den bereits erwähnten eindeutigen Identifikatoren, API-Funktionen sowie Sprach- und Identifikator-übergreifende Zuordnungen zu bestehenden Datensätzen, die alle durch Wikidata bereitgestellt werden können. Auf der WikidataCon gibt es zahlreiche entsprechende Fallstudien und Diskussionen, die für Teilnehmer besonders aus den Bereichen Daten-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft von großer Bedeutung sind. Es ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich über die Lösungen zu informieren, die Wikidata und Wikibase bereithalten.

Was hebt Wikidata von anderen Datenbanken und -sets ab?

Allen: Wikidata hat mehrere faszinierende Eigenschaften. In erster Linie handelt es sich um eine Linked-Open-Data-Datenbank – diese Form offener Daten ist ein Maßstab für das Erreichen der höchsten Stufe offener Daten, wie sie im “Five Star”-Rahmen nach Tim Berners-Lee definiert ist. Es gibt nicht viele Online-Datenbanken, die über diese Funktionalität verfügen. Darüber hinaus ist Wikidata eine der wenigen globalen Linked-Open-Data-Datenbanken, die in einer offenen, von einer Community getragenen Weise arbeiten.

Auf welche Weise profitiert die gesamte Welt der Datenverarbeitung von Wikidata? 

Allen: Wikidata enthält derzeit über eine Million Einträge, die die gesamte Wikipedia, verschiedene Wikimedia-Projekte und diverse Daten, die von der Wikidata-Community aktiv beigesteuert werden, umfassen. Wenn es um die Entwicklung einer Big-Data- oder KI-Anwendung geht, dient es als wertvolle Referenz-Datenquelle. Das bedeutet nicht, dass man eine KI-Anwendung ausschließlich mit Wikidata entwickeln kann; vielmehr kann Wikidata eine wertvolle Referenz sein, um bestehende Datensätze mit zusätzlichen Perspektiven zu ergänzen.

Ich glaube, Wikidata wird seit langem von vielen großen Unternehmen in deren Informationsprodukten verwendet. Allerdings haben wir oft keinen detaillierten Einblick in die Art und Weise, wie es integriert wird, da es sich oft um proprietäre Produkte handelt. Einige Berichte haben jedoch Aufschluss darüber gegeben, wie Google Wikidata nutzt, um seinen Wissensgraphen zu verbessern und Informationen aus dem Wissenspanel in den Suchergebnissen bereitzustellen. Kürzlich wurde auch berichtet, dass Sprachassistenten, wie etwa Alexa, Wikidata nutzen. Dies sind Beispiele für kommerzielle Anwendungen, die wir beobachten können.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Wer nun neugierig auf die WikidataCon geworden ist, kann sich bis zum 29. Oktober, dem letzten Tag der Konferenz, auf der WikidataCon-Seite kostenlos registrieren und das Programm virtuell verfolgen.

Wer Lust bekommen hat, Daten zu Wikidata hinzuzufügen, kann sich hier anschauen, wie das funktioniert. Und die Entwickler, die jetzt gleich mit Wikidata arbeiten möchten, können sich mit dem Query-Service vertraut machen.

Kleine Anfrage, kleine Antworten

Wednesday, 18 October 2023 13:15 UTC

Dass die Opposition ihre Anfrage ausgerechnet im September einreichte, kam sicherlich nicht von ungefähr. Schließlich sollte laut Meilensteinplan des Projekts Ende September die Beta-Version der Plattform veröffentlicht werden. Der Veröffentlichungstermin wurde inzwischen allerdings verschoben. Die Antworten zeigen nun, dass zahlreiche Kritikpunkte aus einer Konzeptstudie von Wikimedia Deutschland und von Bildungsexpert*innen weiterhin offen sind. Vor allem mangelt es an Beteiligung und Transparenz.

Wie steht es um die Beteiligung von verschiedenen Stakeholdergruppen?

Aus den Antworten auf die Kleine Anfrage geht hervor, dass sich die Bundesbildungsministerin mit echten und wirksamen Beteiligungsprozessen scheinbar weiterhin schwer tut. Sowohl im Antwortschreiben als auch auf der Webseite des Projekts wird nur allgemein von kontinuierlich eingeholtem „Feedback der Nutzerinnen und Nutzer in die Weiterentwicklung“ und von Dialogformaten zur Einbeziehung von Nutzendengruppen geschrieben: Es ist nicht ersichtlich, wer, wann und wie oft einbezogen wird. Unklar bleibt auch, mit welcher Zielsetzung Beteiligung erfolgt und ob das Feedback der zukünftigen Nutzenden wirksam einbezogen wird. Wir fordern für den Weiterentwicklungsprozess im Zuge der Beta-Version eine wirksame und transparente Beteiligung.

Ziehen Bund und Länder an einem Strang?

Auf operativer Ebene scheint es durchaus Kooperationen zu geben. Erkennbar ist das daran, dass Plattformen wie VIDIS (finanziert aus Mitteln des Digitalpakt Schule und federführend verantwortet durch die Bundesländer) oder die Weiterbildungsplattform NOW bereits jetzt technisch an die Nationale Bildungsplattform angedockt werden. Anders sieht es zwischen dem Bildungsministerium und der Kultusministerkonferenz (KMK) aus. In den Antworten heißt es: “Formale Gespräche mit der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland über eine Nutzung der Vernetzungsinfrastruktur sollen auf Basis des Minimum Viable Products (MVP) erfolgen. Das BMBF hat über Ziele und Stand des Vorhabens informiert.” Dass eine Einbindung der Länder über die KMK nicht früher erfolgt, scheint frag- und kritikwürdig.

Fehlende Transparenz führt zu Spekulationen und Fehldeutungen

Doch nicht nur die offizielle Einbindung der KMK lässt auf sich warten. Auch der schon seit einiger Zeit angekündigte Strategiekreis im Sinne eines breit aufgestellten Beteiligungsbündnisses, ähnlich einem Plattformrat, ist immer noch nicht einberufen worden. Möglicherweise hängt die Initiierung des Strategiekreises mit der Entscheidung über ein Betreibermodell zusammen – diese steht nämlich noch aus: „Eine Entscheidung über einen künftigen Betrieb der Vernetzungsinfrastruktur Bildung wird als 3. DARP-Meilenstein im Herbst 2024 getroffen“, informiert das Ministerium. Über die Gründe dafür, warum diese sehr zentrale Entscheidung über die Zukunft der Plattform erst so spät getroffen werden soll, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise ist die Frage nach dem Betrieb der Plattform politischer als im ersten Moment vermutet und bedarf des Miteinbezugs verschiedener Ministerien, was die Komplexität erhöhen würde. Ohne offene Kommunikation bleibt dies aber reine Spekulation.

Fehlende öffentliche Kommunikation

Apropos offene Kommunikation: Auffällig ist – und das beschreibt der einleitenden Text zur Kleinen Anfrage aus unserer Sicht treffend – dass es kaum „medienwirksame Äußerungen“ der Bundesbildungsministerin gibt. Und das bei einem finanziell sehr umfangreichen Vorhaben, das Nutzende durch ihre gesamte Bildungsbiografie begleiten soll. Auf kritische Äußerungen des KMK-Generalsekretärs aus dem Juni dieses Jahres wurden in der Öffentlichkeit nie Repliken wahrgenommen. Das BMBF scheint die Strategie zu fahren, einfach gar nicht zu reagieren und die Sache auszusitzen. Ob das eine zielführende Strategie ist, sei dahingestellt. Sie ist auf jeden Fall maximal intransparent und trägt zur andauernden Kritik an der grundsätzlich begrüßenswerten Idee einer Nationalen Bildungsplattform bei.

Wikimedias Wikibase & die ICOM Triennale 2023

Thursday, 12 October 2023 12:51 UTC

Zunächst wollen wir noch einmal die Organisation hinter der Veranstaltung vorstellen: Der ICOM (International Council of Museums) hat in über 138 Ländern etwa 45.000 Mitglieder. Er ist dem Schutz und der Bewahrung beweglicher Kulturgüter und Naturalien verpflichtet und bildet ein Portal zu einem weltweiten Fachnetzwerk und Think Tank mit Hauptsitz in Paris. Im Zentrum seiner Aktivitäten stehen die professionelle Beratung zu allen Museumsfragen, die Verankerung der Museumsstandards sowie Forschung und Weiterbildung.

Dieses Jahr setzte sich die ICOM Triennale „Konservierung und Restauration“ zum übergeordneten Thema. Rund tausend Fachleute aus der ganzen Welt, sowohl ICOM-Mitglieder als auch Nicht-ICOM-Mitglieder, kommen zusammen, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen, wertvolle Kontakte mit Kolleg*innen und Vertreter*innen von Kulturerbe-Institutionen zu knüpfen als auch über die neuesten technischen und kulturellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu bleiben. Dabei bleibt immer ein Ziel im Visier: Den Museumsbesucher*innen und allen Menschen darüber hinaus alle beweglichen Kulturgüter der Welt sichtbar und zugänglich zu machen. Ein ähnliches Ziel verfolgt auch Wikimedia mit Wissen und Informationen …

It’s a Match: ICOM & Wikimedia

Wikimedia Deutschland hat neben der Wikibase-Software entsprechend auch den Zugang zu Freiem Wissen und das weltweite Wikimedia Netzwerk repräsentiert, das ganz neue Formen von Kollaborationen und Entwicklungen zulässt. Unterstrichen werden konnte die Botschaft mit der Anwesenheit weiterer Wikimedia Chapter: Spanien, Italien, Schweiz, Portugal, Schweden und die Wikimedia Foundation aus San Francisco – der Hauptsitz der gesamten Organisation – waren ebenfalls mit von der Partie.

Dieses Jahr ist Wikimedia zudem Sponsor der ICOM Triennale. Anlass dafür sind neue Parallelen, die durch die Neuausrichtung von Museen, die am  24. August 2022 auf der Generalkonferenz der ICOM beschlossen wurde, entstanden sind. Nun werden auch Inklusion, Teilhabe und Nachhaltigkeit als zentrale Aspekte der Museumsarbeit betont:

“Ein Museum ist eine gemeinnützige, dauerhafte Einrichtung im Dienste der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt. Offen für die Öffentlichkeit, zugänglich und integrativ, fördern Museen Vielfalt und Nachhaltigkeit. Sie arbeiten und kommunizieren ethisch, professionell und unter Beteiligung von Gemeinschaften und bieten vielfältige Erfahrungen für Bildung, Vergnügen, Reflexion und Wissensaustausch.”

Wikibase und Linked Open Data

Bei der Erreichung dieser Ziele kann die von Wikimedia Deutschland entwickelte Open-Source-Software Wikibase für Museen ein bedeutendes Werkzeug werden. Es gibt je nach Bedarf Wikibase Cloud und Wikibase Suite, eine von dem deutschen Chapter gehostete Version und eine Version, die lokal installiert werden kann. Damit lassen sich Datenbanken von Individuen, Gruppen oder Organisationen auf unterschiedliche Bedarfe maßschneidern und gemeinsam bearbeiten.

Darüber hinaus lassen sich alle Daten miteinander verknüpfen und ebnen den Zugang für ganz neue Datenabfragen. Diese Verknüpfung findet nicht nur in dem eigenen lokalen Ökosystem statt: Wenn mehrere Individuen, Gruppen oder Organisationen eine Wikibase-Konfiguration haben, können sie die Daten auch untereinander verknüpfen. Sprich ein Museum aus Stockholm kann seine Daten mit denen eines Museums aus Neuseeland verbinden und dadurch ganz neue Erkenntnisse gewinnen. Diese Datenbeschaffenheit wird Linked Open Data genannt und ist Teil einer größeren Vision Wissen jedem zugänglich zu machen: Mehrere Wikibases und sogar andere Wikimedia Projekte, wie zum Beispiel Wikidata – eine der größten international frei zugänglichen Datenbanken im Internet – sind untereinander verknüpft und werden ein größeres Ökosystem freier Daten.

Die gemeinsame Arbeitsoberfläche, das kollaborative Bearbeiten und die flexible Modellierung der eigenen Daten machen Wikibase darüber hinaus zu einer interessanten Möglichkeit für Museen, ihre Werke digital zugänglich zu machen. Ein gutes Beispielprojekt ist ArtBase von Rhizome. Rhizome ist eine digitale Plattform für Kunst, die im Internet entstanden ist, die sogenannte Netzkunst. Rhizome war unter den Ersten, die Wikibase als Software benutzt haben. Heute hat sich der Umfang von ArtBase um vielfältige Kunstformen erweitert, die sich mit Technologie befassen – darunter Spiele, Software und interdisziplinäre Projekte mit Online-Elementen. Gründe für die Nutzung von Wikibase waren insbesondere die Möglichkeit, ihre Daten flexibel zu modellieren. Traditionelle Software hingegen beschränkt die Nutzung, den Zugang und die Kompatibilität mit anderen Datensätzen. Mit Linked Open Data ist ein stetiger Austausch mit neuen Medien, kulturellen Praktiken und schneller Entwicklung neuer Software möglich.

Veranstaltungs-Highlights

Die Orte, an denen präsentiert, gesprochen und diskutiert wurde, waren bereits Highlights. Die erste Panel-Diskussion fand zum Beispiel im Ciudad de las Artes y las Ciencias (auf dt. Stadt der Künste und der Wissenschaften), einem architektonischen Gebäudekomplex besonderer Bauart, der auch das moderne Wahrzeichen von Valencia darstellt.

Weitere Teile der Veranstaltung wurden auf dem Campus einer der ältesten Universitäten Spaniens abgehalten. Beide Orte stellen Bauwerke dar, mit denen Innovation und neue Konstruktionslösungen zum Ausdruck gebracht werden.

So wurde ein passender Rahmen geschaffen für die aktuellen Debatten rund um die Zukunft von kulturellem Erbe, Museen und Konservierung. Besonders die Diskussionen zu Fragen der digitalen Aufbereitung, Nachhaltigkeit und dem Umgang und die Bedeutung unabhängiger Sammlungen waren sehr bereichernd und haben die aktuellen Herausforderungen der Museen noch einmal vor Augen geführt. Einen besonderen Input gab es auch durch einen Austausch zur Ethik in der digitalen Nachhaltigkeit und in Bezug auf indigene Sammlungen.

Hervorzuheben sind vor allem die Begegnungen mit dem internationalen ICOM-Netzwerk, die ohne die Triennale nicht möglich gewesen wären. In Gesprächen mit Museumsfachleuten aus Südamerika oder Südostasien konnten Valerie und Christos Einblicke in ihnen unbekannten Problemstellungen gewinnen.

Eine interessante Erfahrung für die beiden war auch die private Führung mit dem Direktor des L’Etno-Museums, das für die Sammlung, Erforschung und Verbreitung der valencianischen Volks- und Traditionskultur zuständig ist. Hier erfuhren sie, dass L’Etno als bestes Museum Europas 2023 ausgezeichnet wurde, weil es sich um eine Einrichtung mit starken ethischen Grundsätzen und leidenschaftlichem Engagement handelt, die sich mutig mit der Vergangenheit auseinandersetzt.

Und natürlich gab es auch ein kulturelles Learning: Bei einem Abendessen mit Kolleg*innen anderer Wikimedia Standorte, als fast alle hungrig von dem vielen kulturellen Input Paella bestellen wollten, wurden diese freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass das Nationalgericht Spaniens traditionell zu Mittag gegessen wird und niemals zu Abend! Es ist nicht leicht verdaulich und läge dann zu schwer im Magen. Die Kolleg*innen der nicht spanischen Chapter freuten sich daraufhin, andere Aspekte der vielseitigen lokalen Küche zu erkunden.

Unser Fazit

Das Event war eine besondere Möglichkeit, mit Menschen aus der Museumsbranche, ob Kurator*innen, Direktor*innen oder Restaurator*innen, in Kontakt zu treten und das kulturelle Erbe aus der Perspektive offener Daten zu diskutieren. Im Fall von Wikimedia Deutschland ging es vor allem um die Linked Open Data Strategie und wie Museen Teil dieser Vision werden können.

Valerie und Christos verfolgen auch nach ihrer Rückkehr weiter die Diskussionen, die sie auf der Triennale mit verschiedenen Personen und Organisationen aus der ganzen Welt begonnen haben und hoffen, dass sich daraus fruchtbare Synergien ergeben.

Wikimedia Deutschland wird darüber hinaus auch weitere Aktivitäten mit den Kolleg*innen aus anderen Wikimedia-Chaptern planen.

Das Thema in diesem Jahr: Hindernisse überwinden. Und derer gibt es immer noch einige – vor allem rechtliche und finanzielle. Die Institutionen selber, die Museen, Archive oder Bibliotheken, haben sich geöffnet und realisieren immer mehr Digitalisierungsprojekte. Das haben zahlreiche Beiträge und Projektberichte aus verschiedenen Kultusinstitutionen aus Deutschland oder Österreich gezeigt. Projektverantwortliche aus dem Jüdischen Museum, der Deutschen Nationalbibliothek, aus dem Bundesarchiv und anderen Kulturinstitutionen berichteten über verschiedene Digital-Projekte. Die Spannbreite reicht von der Twitterarchivierung bis zum digitalen Filmarchiv. Viele der Projektberichte werden nach der Konferenz auf Wikimedia Commons verfügbar sein.

Auch die Keynote von Lucy Patterson, in der sie aufzeigt, wie Kulturinstitutionen Wikidata nutzen können und was es mit dem Konzept Linked Open Data auf sich hat, wird dort verfügbar sein.

Welche Rolle spielt Wikipedia bei der Digitalisierung von Kulturgütern?

Darum ging es im Workshop von Wikipedianer und Kulturbotschafter Rainer Halama. Er ist seit 2005 als Wikipedia Autor aktiv. Seit 2022 bringt er als Kulturbotschafter Menschen in Kulturinstitutionen verschiedene Wiki-Projekte nahe. Ein zentraler Aspekt seines Workshops: zu verdeutlichen, was es bedeutet, sich in ein kollaboratives und offenes Projekt wie die Wikipedia, Wikidata oder Wikimedia Commons einzubringen. Wie können Menschen aus Kulturinstitutionen Wissen oder Daten aus ihren Organisationen beitragen? Wie sind die verschiedenen Wikimedia-Projekte miteinander verknüpft? Wo finden Einsteiger*innen Hilfe online – oder analog? Denn diese Frage kam im Rahmen es Workshops immer wieder auf: Wie Kulturinstitutionen sich mit Wikipedianer*innen vernetzen können, um Edit-a-thons oder ähnliche Projekte zu realisieren?

Das Motto von Wikipedia ist „Sei mutig!“Mir war es wichtig Teilnehmenden mit unterschiedlichem Wissen über Wiki-Projekte zu vermitteln, mit welchen Regeln der Wikipedia sie sich auseinandersetzen sollten, bevor sie selbst editieren – und auf welche Menschen sie treffen, wenn sie in der Wikipedia aktiv sind und mit anderen kollaborieren.
Rainer Halama, Wikipedianer und Kulturbotschafter.

How to Wikidata?

Darum ging es im Workshop von Lucy Patterson und Alexander Winkler vom Forschungszentrum digiS. Lucy arbeitet bei Wikimedia Deutschland mit GLAM Institutionen (GLAM steht für Galeries, Libraries, Archives, Museums) zusammen. Sie zeigt Kulturinstitutionen, wie sie Wikidata für Kulturdaten nutzen können und begleitet Akteur*innen bei den ersten Schritten. In ihrem Workshop lag der Fokus darauf, die Grundidee von Linked Open Data zu verdeutlichen und zu zeigen: Wie können Einzelpersonen oder Institutionen eigene Datensätze in Wikidata einarbeiten und mit anderen vernetzen? Denn das macht Wikidata aus: Jede und jeder kann zu der Datenbank beitragen. Wikidata ist ein communitygetragener, frei editier- und nutzbarer Wissensgraph. Das heißt: Auch Kulturinstitutionen können in Wikidata Informationen zu Exponaten, Personen, Stilen, Publikationen oder Begriffen einarbeiten. Die Offenheit des Projekts bedeutet auch, dass die Daten vernetzbar sind. Gemeinsam mit den Teilnehmenden haben Patterson und Winkler das Potenzial von Linked Open Data im Allgemeinen und Wikidata im Speziellen für den Kultursektor diskutiert.

Selbst für kleine GLAMs bietet die gemeinsame Nutzung von Sammlungen und Informationen über Wikidata die Möglichkeit, sich mit einer globalen Wissenssammlung und einem globalen Publikum auf basisdemokratische Weise zu verbinden. Diese Art der Sichtbarkeit ist besonders wichtig für Institutionen, die marginalisierte Gemeinschaften und marginalisierte Geschichten repräsentieren.
Lucy Patterson, Wikimedia Deutschland

How to Kulturhackathon?

Darum ging es im Workshop von Heike Gleibs und Lambert Heller, dem Leiter des Open Science Lab an der TIB. Im Rahmen des Projekts Coding da Vinci hat Wikimedia Deutschland zwischen 2014 und 2022 zahlreiche Kulturhackathons gefördert und begleitet. Die Idee: Kulturinstitutionen öffnen ihre Türen und ihre Bestände für Kreative und digital engagierte und versierte Menschen. Nach einem Kick-off, bei dem sich die Akteur*innen kennenlernen und man gemeinsam auf die zur Verfügung stehenden Daten blick, geht es los! In einer mehrwöchigen Projektphase wird kreiert, entwickelt und gebaut. Herausgekommen sind Apps, Webseiten mit Scrollytelling, Augmented Reality Anwendungen und vieles mehr. Sie alle verbindet: Sie holen die Kultur aus dem Museum ins Digitale.

Das so gewonnene Wissen haben Gleibs und Heller gemeinsam vermittelt: Wie können Kultur- und Gedächtnisinstitutionen mit sehr unterschiedlichen Ziel- und Publikumsgruppen mit offenen Daten kreativ werden? Und was braucht es, um die Kultur der Hackathons nachhaltig bei Akteurinnen und Akteuren aus Kultur, Bildung und Wissenschaft zu verankern?

Mit unseren Workshops und Kulturhackathons haben wir ein Ziel vor Augen: Menschen zusammenzubringen und den kreativen Austausch zu fördern! Kultur- und Gedächtnisinstitutionen besitzen wahre Schätze an Daten und Geschichten, die darauf warten, in neue Formen gebracht zu werden. Kreative Formate, wie Hackathons, bieten die perfekte Plattform, um spielerisch Neues auszuprobieren und innovative Ausdrucksformen zu entdecken. Gemeinsam können wir die Brücke zwischen Tradition und Innovation schlagen!
Heike Gleibs, Leiterin des Teams Bildung und digitale Kulturgüter, WIkimedia Deutschland

Die WikiEulen-Verleihung 2023 in Linz

Jede Menge strahlende Gesichter, stolze Preisträger*innen und sogar ein paar Tränen gab es am 30. September im Wissensturm in Linz. Die Verleihung der WikiEulen ist und bleibt der wohl emotionalste Programmpunkt der WikiCon, dem größten Treffen der deutschsprachigen Wikipedia-Community. In diesem Jahr vergab die WikiEulenAcademie insgesamt zehn KategorieEulen und sieben EhrenEulen an verdiente Wikipedia-Aktive und Projekte.

Die ProjektEule ging beispielsweise an Achim Raschka und das Projekt „100WomenDays“ der Kölner Wiki-Community. In den 100 Tagen vor dem Weltfrauentag arbeiten die Freiwilligen an so vielen neuen Frauenbiografien für Wikipedia wie möglich. Mittlerweile sind insgesamt mehr als 4.000 Artikel entstanden. Die FotoEule erhielt der Wikipedia-Benutzer Isiwal, der mittlerweile zu den erfolgreichsten Fotografen in Österreich gehört und mehr als 7.800 Fotos für Wikipedia und Wikimedia Commons hochgeladen hat. Ebenfalls für sein außerordentliches Engagement wurde Benutzer Maphry mit der ArtikelEule ausgezeichnet. Der Wikipedianer hat bis heute mehr als 25.000 Bearbeitungen getätigt und über 2.400 Artikel geschrieben.

Eine ausführliche Vorstellung aller Preisträger*innen ist auf dieser Wikipedia-Seite zu finden. Hier werden auch alle Nominierten vorgestellt. Denn wie jedes Jahr ist es der WikiEulenAcademy wichtig, zu betonen, dass nicht nur der Gewinn einer Eule eine Anerkennung ist, sondern bereits die Nominierung für eine Eule.

Die Entstehung der WikiEule

Die WikiEule wurde auf der jährlichen Wikipedia-Konferenz WikiCon 2014 in Köln erstmals vergeben. Anfangs durchforstete die Community Hunderte von Seiten für Preise und Wettbewerbe, um potenzielle Preisträger*innen zu finden. Inzwischen verfassen Community-Mitglieder die Nominierungen und übermitteln sie an die geheime WikiEulenAcademy. Seit 2017 werden die Gewinner*innen von einer 20-köpfigen Jury in geheimer Abstimmung ausgewählt und auf der größten Wikipedia-Konferenz, der WikiCon, im Rahmen einer Festveranstaltung verliehen.

Die Bedeutung der WikiEule

Die WikiEule ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern auch ein Symbol für das Engagement und die Hingabe, die viele Wikipedianer*innen in ihre Arbeit stecken. Die Kategorien für die Auszeichnung richten sich nach den eingegangenen Nominierungen und spiegeln die Vielfalt der Beiträge zur Wikipedia wider. EhrenEulen, AutorenEulen, FotoEulen und ProjektEulen sind einige der Kategorien, die seit jeher vergeben werden.

Die WikiEule: Mehr als nur eine Statue

Die WikiEule selbst ist eine Replikat einer Statue aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Athen. Die Statue zeigt einen Steinkauz, ein Symbol der Weisheit, das der griechischen Göttin Athena zugeschrieben wird. Die kleine Eule repräsentiert bis heute Weisheit und ist ein Symbol für die Qualität der Beiträge zur Wikipedia und ihrer Schwesterprojekte.

Ein weltweites Phänomen

Die Idee, gute Beiträge zur Wikipedia zu würdigen, hat in anderen Ländern ebenfalls Anklang gefunden. In den Niederlanden vergibt die WikiUilen Academie seit 2015 jährlich fünf bis zehn WikiUilen. In Italien gibt es seit 2018 den WikiRiccio, der einen Igel als Motiv gewählt hat, um die fleißigen Wikipedia-Editor*innen zu ehren.

Die WikiEule und ihre Pendants in anderen Ländern zeigen, wie wichtig es ist, ehrenamtliches Engagement zu würdigen. Diese Auszeichnungen erinnern uns daran, dass unsere Welt von Menschen gemacht wird, die ihre Zeit und ihr Wissen für das Gemeinwohl einsetzen. Sie sind ein Tribut an die Gemeinschaft und ein Ansporn für alle, die sich der Wikipedia-Community anschließen möchten.

Am letzten Septemberwochenende fand die 13. Ausgabe im oberösterreichischen Linz statt. Mehr als 330 Teilnehmende versammelten sich sowohl vor Ort als auch online, um ihr ehrenamtliches Engagement zu feiern und sich zu vernetzen.

Linz als Kulisse für die WikiCon

Linz, diese charmante Stadt an der Donau, war der ideale Ort für Diskussionen, die vor allem auch die Zukunft der Wikipedia in den Fokus nahmen. Linz selbst hat eine bewegte Geschichte des Wandels erlebt, von einer Industriestadt zur digitalen Vorreiterin. Diese Metamorphose spiegelte sich in den Gesprächen wider, die während der WikiCon stattfanden.

Wie passend, dass auch der Auftakt der WikiCon 2023 im beeindruckenden Ars Electronica Center stattfand, einem Museum, das auch als „Museum der Zukunft“ bezeichnet wird.

Die Bedeutung des Ehrenamts und der Gemeinschaft

Die WikiCon versammelte aktive Wikipedia-Editor*innen und Menschen, die die zentrale Bedeutung des Ehrenamts und der Gemeinschaft für die Zukunft der Wikipedia erkannt haben. Sie bot Raum für Diskussionen über die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI), Big Data und Technologie für die Wikipedia sowie die Qualitätssicherung und vor allem die Motivation, das ehrenamtliche Engagement in der Wikipedia-Community aufrechtzuerhalten.

Ein Blick in die Zukunft

Als thematischer Auftakt der WikiCon diente die Session „Wikipedia-Zukunftskongress 2024“ der Geschäftsführer*innen Christian Humborg und Franziska Heine von Wikimedia Deutschland sowie Claudia Garád von Wikimedia Österreich.

Sie wagten einen mutigen Blick in die Zukunft der Wikipedia. In dieser wie auch nachfolgenden Sessions wurde diskutiert, wie sich die Wikipedia weiterentwickeln muss, um in Zeiten von KI relevant und zuverlässig zu bleiben.

Die Bedeutung der Grundsätze der Gemeinsamkeit, des neutralen Standpunkts und der Quellenverifikation wurde betont. Es wurde klar, dass die Qualitätssicherung und die Rolle der Menschen in diesem Prozess entscheidend sind. „Der Aushandlungsprozess von Wissen ist das Alleinstellungsmerkmal der Wikipedia. Es ist und bleibt ein demokratischer Prozess.“ So klar formulierte es ein Wikipedianer im Saal. Eine Künstliche Intelligenz (die noch dazu derzeit von profitorientierten Unternehmen programmiert wird), kann und darf diese Form von Wissensaushandlung nicht ersetzen. Auch der Fakt, dass Wikipedia und Wikidata eine große Informationsbasis für die Trainings von KIs bilden, bedeutet für die Community eine große Verantwortung.

Herausforderungen und Chancen

Die Diskurse des Tages auf der WikiCon erstreckten sich auch auf die Herausforderungen und Chancen, vor denen die Wikipedia-Community aktuell steht. Themen wie die Auswirkungen von KI, die Gewinnung neuer Autor*innen und die Verbesserung der Kommunikationskultur wurden intensiv debattiert. Es wurde darüber nachgedacht, wie die Wikipedia junge Generationen besser ansprechen und wie sie sich an die sich wandelnden Suchgewohnheiten der Menschen anpassen kann. Denn viele Nutzende suchen nach den Informationen nicht mehr am Laptop, sondern mobil oder über Sprachassistenten. Bei Letzterem wird oft gar nicht mehr deutlich, dass die Informationen von Wikipedia stammen.

Es sind Entwicklungen am Erfolgsprojekt Wikipedia notwendig. Denn eines wurde anhand eines Redebeitrags im Saal auf der WikiCon sehr deutlich: “Wenn wir so bleiben, wie wir heute sind, dann gibt es uns irgendwann nicht mehr.” Gleichzeitig wurde immer wieder betont, dass die Wikipedia ihren demokratischen Charakter und ihre Gemeinschaftsbeteiligung bewahren muss.

Neulingsgewinnung durch Bildungsarbeit

Eine weitere wichtige Diskussion drehte sich um die Neulingsgewinnung im Rahmen von Bildungsarbeit. Die Teilnehmenden erörterten die Herausforderungen und Möglichkeiten, neue Wikipedianer*innen zu gewinnen. Die Zusammenarbeit von Organisationen und Bildungsprojekten mit der bestehenden Community wurde als Schlüssel zur Förderung von Vielfalt in der Wikipedia-Community identifiziert.

WikiEulen und Linzer Entdeckungen

Das Wochenende wurde mit der feierlichen WikiEulen-Verleihung gekrönt, bei der besonders engagierte Wikipedianer*innen ausgezeichnet wurden. Eine WikiEule gab es zum Beispiel für das Schreibprojekt #100WomenDays. Innerhalb der 100 Tage bis zum Weltfrauentag am 8. März werden von der Community seit fünf Jahren so viele neue Wikipedia-Artikel über Frauen wie nur möglich geschrieben. Einen ausführlichen Artikel zur WikiEulen-Verleihung gibt es hier.

Neben dem umfangreichen Programm blieb auch Zeit, die Stadt Linz zu erkunden, darunter thematische Stadtführungen und ein Besuch bei einem traditionellen Geigenbauer.

Schlussgedanken: Gemeinsam für die Zukunft der Wikipedia

Die WikiCon 2023 in Linz war ein inspirierendes Wochenende voller Ideen, Diskussionen und Engagement – ein weiterer Schritt in Richtung einer gemeinsamen und vielversprechenden Zukunft für die Wikipedia und ihre engagierte Community.

Medienberichte zur WikiCon 2023

Bezahltes Wikipedia-Schreiben in der Belletristik

Monday, 12 September 2022 20:02 UTC

Bezahltes Schreiben im PR-Auftrag in der Wikipedia, ist ein Thema, das mich und die Wikipedia-Community seit einigen Jahren umtreibt. Das Thema wabert seit etwa 2010 durch die Wikipedia, mal intensiver und mal weniger intensiv diskutiert; mal mit Skandal und mal ohne. Aber wenn man sich, ganz ohne Insiderkenntnisse, einfach mal durch Wikipedia-Artikel lebender Personen clickt (sei es in der deutschen Ausgabe oder der englischen): normalerweise riecht man die gekauften und geschönten Artikel 500 Kilobyte gegen den Wind. Die peinlichen PR-Artikel: weil auch die siebte Teilnahme am Rettet-die-Bergdackel-Benefiz-Gala-Dinner getreulich unter dem Punkt „gesellschaftliches Engagement“ gelistet wird. Die weniger peinlichen PR-Artikel: weil sie so nichtssagend sind.

Wie lange das Problem existiert und wie sehr es schon vor vielen Jahren auffiel, wurde mir letztens beim lesen gewahr. Es war ein Fantasy-Crime Roman – komplett fiktiv, mit vagen Bezugspunkten zu unserer Welt. Und selbst dort kommt Wikipedia-PR-Schreiben vor. Es geht um „Moon over Soho“ von Ben Aaronovitch. Erstmal erschienen 2012 bringt es der Roman auf den Punkt:

Auf deutsch etwa:

„Die Reichen, vorausgesetzt sie vermeiden Prominenz, können etwas Unternehmen um ihre Anonymität zu bewahren. Lady Tys Wikipedia-Artikel las sich als wäre sie von einem PR-Schreiber verfasst worden, denn zweifellos hatte Lady Ty einen PR-Schreiber beschäftigt, um sicherzustellen, dass die Seite ihren Vorstellungen entsprach. Oder wahrscheinlicher: Einer ihrer „Leute“ hatte eine PR-Agentur beauftragt, die einen Freelancer beschäftigt hatte, der das in einer halben Stunde runtergeschrieben hatte, damit er sich schneller wieder auf den Roman konzentrieren konnte, den er grade schrieb. Der Artikel gab preis, dass Lady Ty verheiratet war, zu nicht weniger als einem Bauingenieur, dass sie zwei schöne Kinder hatten von denen der Junge 18 Jahre alt war. Alt genug um Auto zu fahren aber jung genug um noch zu Hause zu wohnen.“

Diese Beschreibung trifft auch zehn Jahre später auf einen Großteil aller PR-Artikel zu. Schnell und lieblos, aber professionell gemacht. Oft genug mit Versatzstücken aus anderen Werbematerialien; zu unauffällig, um jemand ernstlich zu stören. Aber auch zu nichtssagend, um der Leser*in auch nur den geringsten Mehrwert zu bieten.

Damit hat ein Roman-Autor, der selber kein aktives Mitglied der Wikipedia-Community ist, die PR-Problematik schon im Jahr 2012 richtiger eingeschätzt als ein relevanter Teil der diskutierenden Community im Jahr 2022.

(Und Randbemerkung: die Community rächte sich, indem sie Aaronovitchs Autoren-Artikel mit einem unvorteilhaften Autorenfoto versah – no PR-flack weit und breit war hier unterwegs.)

Von einer anderen Form des beeinflussten Schreibens erfuhr ich heute beim Mittagsessen. In immer mehr autoritären Regimes scheint es vorzukommen, dass einzelne Wikipedia-Autor*innen, die in dem jeweiligen Land leben, einen Anruf oder einen Besuch bekommen. Mit dem freundlichen Tipp, doch den ein oder anderen Artikel zu „verbessern“ sonst.. Das ist natürlich noch raffinierter: Einfach einen etablierten Nutzer und dessen Vertrauensvorschuss nehmen und in dieser Tarnung PR-Edits durchführen.

Die Lyrik der Wikipedia-Auskunft

Monday, 18 July 2022 17:15 UTC

Menschen können auf der Wikipedia:Auskunft Fragen an die Wikipedia richten. Die Fragen sind mal banal, mal lehrreich, und manchmal hohe Poesie. Daran solltet ihr teilhaben.

Ich stelle mich auf, Brust nach vorne, Kinn nach oben, räuspere mich noch einmal und deklamiere:

Honda Motorrad,
6-Zylinder,
6 Vergaser,
Blockmotor quer,
luftgekühlt.

Alle Daten fehlen!
Keine Daten vorhanden.
Warum?

Die Frage stammte von einer nicht angemeldeten Person, die am 17. Juli um 16:19h mit der IP 2003:D4:2713:1F50:F120:9BAE:47CF:6C2A unterwegs war.

Beitragsbild: 2016-08-05 Tokaido Seki Juku Kameyama City Mie,東海道五十三次 関宿 DSCF6949☆ von: 松岡明芳 Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Wir waren dieses Jahr mit WikiAhoi wieder bei der SMWCon dabei. Die Konferenz zu Semantic MediaWiki findet zweimal pro Jahr statt, im Frühling in Nordamerika und im Herbst in Europa. Letztes Jahr waren wir schon in Wien dabei und dieses Jahr gings ins herbstlich-sonnige Barcelona. In freundlicher, persönlicher Atmosphäre wurden technische Neuigkeiten, innovative Projekte und besondere Anwendungsfälle besprochen. Wir möchten Sie an den wichtigsten Neuerungen teilhaben lassen.

Neuigkeiten aus der Semantic MediaWiki-Welt

Semantic Forms (Version 3.4 September 2015) hat sich mittlerweile als eigenständige Erweiterung etabliert und ist nun technisch nicht mehr von der Grunderweiterung Semantic MediaWiki abhängig. Weitere wichtige Änderungen:

  • Statt den Spezialattributen werden nun ParserFunctions eingesetzt.
  • Kartenbasierte Eingabeformate (Google Maps, Open Layers) sind nun möglich – diese werden nur eingesetzt, wenn Semantic Maps nicht vorhanden ist.
  • Weiters wird nun Cargo unterstützt, es lassen sich in Formularen auch Eingabeformate und die Autovervollständigungsfunktion aus Cargo nutzen.
  • Dazu kann man nun auch „mapping“-Werte hinterlegen, das sind andere Werte, als auf der Seite angezeigt werden.
  • Ein neuer Parameter erlaubt es, nur einzigartige Werte speichern zu lassen.
  • Alle roten Links können nun mit einer einzelnen Einstellung auf eine Formularauswahlliste weitergeleitet werden.

Die MediaWiki Stakeholder’s Group nahm die Konferenz zum Anlass, um weitere Schritte zu besprechen: Ziel der Gruppe ist die Koordination und die Kommunikation mit Wiki-Nutzern in Unternehmen, die Unterstützung von Entwicklern und Administratoren und die offizielle Kommunikation mit der Wikimedia Foundation. Wikipedia hat etwas andere Ziele als einzelne Drittnutzer der Software MediaWiki. Es geht also stark darum, die Interessen der Nutzer von Wiki in Unternehmen zu vertreten und in der Weiterentwicklung der Software voranzutreiben.

Interessante neue semantische Erweiterungen gibt es zu Breadcrumbs, Zitaten, Sprachenlinks und Metatags:

Und warum „eine Konferenz mit Folgen“? Diese Konferenz hat Folgen auf mehreren Ebenen: Wir haben persönliche Kontakte für Zusammenarbeit und Austausch geknüpft, es wurden Ideen beflügelt und Inspirationen für neue Projekte ausgetauscht, die Motivation wieder gestärkt, das Projekt MediaWiki als Ganzes voranzubringen und nicht zuletzt viele Features und Software-Änderungen besprochen, die in der Regel meist recht schnell umgesetzt werden. Die Konferenz war somit ein voller Erfolg.

Die Konferenz fand von 28.–30.10.2015 in Barcelona statt, in der schönen Fabra i Coats Kunstfabrik im Stadtteil Sant Andreu. Knappe 40 Teilnehmer nahmen an einem Tutorial- und zwei Konferenztagen teil.

WikiPRedia

Tuesday, 23 November 2021 17:31 UTC

Die deutschsprachige Wikipedia-Community versucht wieder einmal, die Regeln zum bezahlten Schreiben zu verschärfen. Das Thema wabert ungelöst seit Jahren durch das Wikiversum. Und auch dieses Meinungsbild ist ein notwendiger Schritt voran. Aber der Weg ist noch weit. Der beste Kommentar meinerseits wäre die Komposition eines Quartetts für Singende Säge, Bassdrum, Cembalo und Spottdrossel.

Aber ich kann nicht komponieren. Deshalb kommt das Nächstbeste: ein Gedicht.

Wikipredia

Die Regeln
existieren und doch nicht
nach Mondstand

Die Ethik
absolut seit Anbeginn
nein denn ja

Die Praxis
gesperrt verworfen gelöscht
freigeschaltet

Wikipredia
Darwinismus der Agenturen
Überleben des Dreistesten

Allein mit der Madonna zum Hasen

Thursday, 30 September 2021 19:49 UTC

Darmstädter Madonna
Hans Holbein der Jüngere, 1526/1528
Öl auf Nadelholz (?), 146,5 × 102 cm
Sammlung Würth, Johanniterhalle (Schwäbisch Hall)

Wikipedia-KNORKE erwähnte ich ja an dieser Stelle schon einmal. Berliner Wikipedianerinnen und Wikipedianer treffen sich und erkunden zusammen eine ihnen unbekannte Gegend. Soweit so üblich. Diesmal jedoch gab es etwas besonderes: Auf ins Museum!

In Berlin gastiert gerade die Darmstädter Madonna, ein 1526 entstandenes Gemälde von Hans Holbeim dem Jüngeren. Diese Madonna hat eine bewegte Lebens- und Reisegeschichte, ist eines der bedeutendsten deutschen Gemälde des 16. Jahrhunderts und kann Menschen auch über Jahre faszinieren. Wunderbar, wenn man eine kundige Bilderklärung der Autorin des exzellenten Wikipedia-Artikels dazu bekommt.

Wir trafen uns einige Minuten vor der Öffnung in kleiner Gruppe vor dem Bode-Museum und konnten - da alle Anwesenden über eine Jahreskarte verfügten - auch sofort zur Madonna und zur Sonderausstellung "Holbein in Berlin" begeben. Der Raum war noch leer, die Museumswachmannschaft ließ freundlicherweise die leise aber engagiert redende Gruppe gewähren. Ein einziger Saal, in dessen Mittelpunkt die Madonna hängt. Links davon einige Holbein-Teppiche, ansonsten weitere Bilder und Zeichnungen von Holbein, Inspiratoren und andere Madonnen. Nicht überladen, sinnvoll aufbereitet und mit einem klaren Konzept - eine der besseren Kunstausstellungen.



Und dann ging es los: Es begann mit Schilderungen von der bewegten Entstehungszeit zur Zeit des Basler Bildersturms im Auftrag des Basler Ex-Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen. Die Aussage des Bildes traditioneller Marienfrömmigkeit in Zeiten der Reformation war Thema, ebenso natürlich wie der Teppich und seine Falte. Wir staunten über die Eigentümlichkeit, dass sich niemand auf dem Gemälde eigentlich anschaut und wurden über dden Unterschied zwischen Schutzmantelmadonnen und Stifterbildern aufgeklärt. Vermutungen tauchten auf, wo das Bild wohl im Original hing - vermutlich in der Martinskirche als Epitaph - und wir verfolgten gedanklich seine Wanderung aus Basel über den Grünen Salon im Berliner Stadtschloss bis hin zum Hause Hessen und das Frankfurter Städelmuseum bis hin zum spektakulären Verkauf an die Privatsammlung Würth. Die Meinungen über die Sammlung Würth in der Gruppe waren durchaus geteilt, ebenso wie die richtige Benennung des Bildes: ist es nun eher die Darmstädter Madonna oder eher die Madonna des Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen?

Über die Darmstädter Madonna ging es dann zur Dresdner Madonna und einem der prägenden Momente deutscher Kunstgeschichte: dem Dresdner Holbeinstreit. Im 19. Jahrhundert wurde es den Menschen bewusst, dass es zwei fast identische Holbein-Madonnas gab und nur eine die echte sein konnte. In einer großen Ausstellung, unter lebhafter Anteilnahme der Öffentlichkeit und erregten Debatten der Experten entschieden sich die Kunsthistoriker schließlich für das Darmstädter Gemälde. Eine Sensation,  da die Kunstkennerschaft vorher felsenhaft von der Originalität des Dresdner Gemäldes ausging. Hier zeigte sich erstmals das Bemühen, um eine rein sachlich, objektive Abwägung der verschiedenen Gesichtspunkte - der Dresdner Holbeinstreit ist einer der Ausgangspunkte um die Kunstwissenschaft als Wissenschaft zu etablieren. Und - wie sich später herausstellte - lag die Kunstwissenschaft auch in diesem ihren Anfangsurteil richtig; sämtliche mittlerweile vorhandenen naturwissenschaften Verfahren die Darmstädter Madonna als die originale der beiden bestätigten.

Erkenntnisse am Rande: eine weitere Kopie des Gemäldes (beziehungsweise eine Kopie der Kopie - es stellt aus unerfindlichen Gründen das Dresdner Exemplar dar) hat sich in das Set des James-Bond-Filmes "Man lebt nur zweimal verirrt".

Hans Holbein der Jüngere: Bildnis des Danziger Hansekaufmanns Georg Gisze in London, 1532. Eichenholz, 96,3 × 85,7 cm. Gemäldegalerie Dahlem der Staatlichen Museen zu Berlin – Preussischer Kulturbesitz

Und nachdem wir dann auch noch gerätselt hatten, wer die beiden Knaben unterhalb der Madonna sind, den verschwundenen Haaren der Tochter nachspürten und weiter über den Teppich in der Renaissancemalerei sinniert hatten, kamen wir dann nach knapp einer Stunde noch zu Georg Giesze. Giesze (auch Georg Giese) ist Titelheld in einem anderen Holein-Hauptwerk, das praktischerweise fünf Meter weiter links hing. Wieder mit Teppich und nun auch noch mit Glas, Metall, Bücherregalen und Briefen. Gedanklich begleitete wir Holbein dann weiter von Basel nach Antwerpen und London. Mittlerweile hatte sich der Raum etwas gefüllt. Nachdem wir dann noch den Weg aus dem Museum gefunden hatte (wie immer im Bodemuseum nicht ganz einfach und jedes mal findet man zwischendurch neue Säle) folgte noch ein erschöpfter Abschlusskaffee.

Eine Stunde fast allein mit der Madonna. Und immer noch Neues zu entdecken.

Wen wählen in das Board der Wikimedia Foundation?

Friday, 20 August 2021 21:03 UTC

Vorweg, für die Eiligen

Meine Wahlvorschläge

  • Top 4: Douglas Ian Scott, Iván Martínez, Adam Wight, Dariusz Jemielniak
  • Top 8: Rosie Stephenson-Goodknight, Lorenzo Losa, Farah Jack Mustaklem, Gerard Meijssen
  • Wählbar: Reda Kerbouche, Pavan Santhosh Surampudi, Ravishankar Ayyakkannu

Wichtige Links

Vote now für das Wikimedia-Board

Für die nicht so Eiligen

Über den Dächern, Türmen und Gasometern Westberlins senkte sich die Abendsonne. Ich stand auf den Zinnen des Ullstein Castles und sinnierte. Direkt unter mir Straßentreiben, Sirenen, betrunkene Jugendliche, ein Ausflugsboot auf dem Teltowkanal, radelnde Ausflügler überquerten die Stubenrauchbrücke.

In der Ferne betrachtete ich die Türme des Spitzenlastheizkraftwerks Lichterfelde, der Sendeturm auf der Marienhöhe, den BfA-Büroturm und den ehemaligen Wasserturm im Naturpark Schöneberger Südgelände. Heute Nacht auf dem Heinweg: Welchen Weg sollte ich wählen? Unten, im Süden, über den Prellerweg vorbei am Sommerbad am Insulaner? Die Nordvariante über den Tempelhofer Damm und durch die Kopfsteinpflaster Tempelhofs? Oder die Mittelweg, mit Erklimmen der Höhe am Attilaplatz und später über den Ikea-Parkplatz? So viel zu wählen.

Wahlen spukten in meinem Kopf herum. Da war die Mitgliedsversammlung unseres Dauergartenvereins. Die Vorstandswahlen dort sollten wahrscheinlich, hoffentlich, unspektakulär verloren. Aber die Anträge. Wenn ein einzelnes Mitglied auf einem A4-Blatt 40 verschiedene Anträge stellt, richtig ernsthaft, dann verspricht das Unterhaltung.

Die Bundestagswahl: Auf dem Weg zum Ullstein Castle passierte ich zahlreiche Bundestagstagswahlplakate: den unlesbaren Blob der Grünen in Tarnfarbenoliv, die bildhaft dargestellte Biederkeit der Berliner SPD, zahlreiche Kleinparteien von Team Tödenhöfer über Volt bis zur Tierschutzpartei. Und so sehr es mich schmerzte das zu sagen: Das Plakatgame gewannen bisher die CDU und ihr Wahlkreiskandidat Jan-Marco Luczak. Sowohl optisch – als auch damit, überhaupt inhaltliche Aussagen fern von Plattitüden zu machen.

Vor allem aber war ich innerlich bei einer ganz anderen Wahl. Die Wikimedia Foundation wählte und wählt ihr Board, auf Deutsch das ehrenamtliche Präsidium der Wikimedia Stiftung. Die Wikipedia steht meinem Herzen näher als der Bundestag und selbst als der Dauergartenverein. Aber die Board-Wahlen erfordern merh Gedanken. Diese Gedanken bedurften des Kontextes.

Was ist die Wikimedia Foundation?

Die Wikimedia Foundation (WMF) ist die Betreiberin der Wikimedia-Projekte wie zum Beispiel der Wikipedia aber auch Wikimedia Commons und Wikidata. Die Foundation hostet die Server, stellt die Technik, ist am Ende rechtlich dafür verantwortlich was in den Wikipedien passiert. Dafür hat die Foundation derzeit etwa 450 Angestellte, ein Endowment von 90 Millionen Dollar und hatte 2020 Jahreseinnahmen von 127 Millionen US-Dollar.

Wo genau die Grenzen zwischen dem Einfluss der Wikimedia Foundation und den Communities liegen, ist umstritten. Letztlich kann die Foundation alles ändern und machen in den Projekten. Sie ist meistens weise genug, es nicht zu tun. Insbesondere schreiben keine Foundation-Mitarbeiter*innen in ihrer Arbeitszeit Artikel oder legen Inhalte in den Projekten an.

Die Foundation ist eine Organisation eigener selbstgenügsamer Vollkommenheit. Sie hat keine Mitglieder und ist – rechtlich – niemand rechenschaftspflichtig. Das Board besetzt sich prinzipiell aus sich selbst heraus. Es hat entschieden die Hälfte der Sitze Wahlen der weltweiten Wikip/media-Communities besetzen zu lassen zu lassen.

Was ist das Board of Trustees?

Das Board of Trustees ist das ehrenamtliche Aufsichtsgremium der Foundation. Es hat derzeit 16 Sitze. Davon steht einer Jimmy Wales als Gründer zu, sieben Sitze besetzt das Board selber, acht Sitze werden durch eine weltweite Communitywahl bestimmt.

Nun ist allein aus den Worten „ehrenamtlich“ und „weltweit / 450 Mitarbeiter / 127 Millionen Dollar Einnahmen“ klar, dass das Board eine abstrakte Leitungsposition einnimmt. Alleine, einen Überblick über so eine Organisation zu behalten, ist eine Mammutaufgabe. Dieser Organisation noch Vorgaben zu machen und sie in eine bestimmte Richtung zu lenken, eine Herausforderung.

Die Gefahr, in Detailinformationen zu ertrinken oder sich hoffnungslos im Alltagsgeschäft zu verfangen, ist groß. Seiner Aufgabe nach, beaufsichtigt das Board, was die Vollzeitkräfte machen und besetzt die Geschäftsführung.

Was zur Zeit ein besonderer Job ist: Die Geschäftsführerin der Foundation Catherine Maher verschwand im April 2021 überraschend. Der Posten ist seitdem unbesetzt. Ebenso wie sich die Chief Operations Officer im Jahr 2021 verabschiedete, die Abteilungen Communication und Technology auch niemand im Vorstand haben. Auf dem Schiff besetzt nur eine Notbesatzung an Offizier*innen die Brücke. Dem Board obliegt es derzeit, dieses Führungsvakuum schnell und kompetent zu beenden.

Welche Kriterien habe ich?

Grundsätzlich sollte jede*r Kandidat*in zwei Kriterien erfüllen. Sie sollte meine inhaltlichen Ziele teilen. Und sie sollte in der Lage sein, sich in einem ehrenamtlichen Job gegen eine komplette Organisation aus Vollzeitangestellten zu behaupten. Oft genug stehen bei solch ehrenamtlichen Gremien Kandidat*nnen zur Wahl, bei denen ich denke „Will Schlechtes, aber wird das erreichen“ und „Will Gutes, ist aber planlos. Am Ende werden die Hauptberuflichen machen was sie wollen. Oder es gibt Chaos.“

Angesichts der bewegten Zeiten, in denen wir leben; angesichts der latenten Führungslosigkeit der Foundation derzeit, möchte ich Kandidat*innen, die sich durchsetzen können. Kandidat*innen, die nach Möglichkeit die US-Zentrik der Foundation aufbrechen können. Ich möchte Kandidat*innen, die verstehen, dass Wikip/media keine allgemeine Weltbeglückungsorganisation ist, sondern sehr spezifische Sachen sehr gut durchführt – und andere überhaupt nicht kann. Es bringt nichts, sich auf allgemeine Weltbeglückungsziele zu stürzen, die weder die Foundation noch die Communities umsetzen können.

Wählenswert: Adam Wight. Bild: Recent selfie. Von: Adamw Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

Welche Kandidaten?

Insgesamt stehen 19 Kandidat*innen zur Auswahl, die um vier Plätze streiten. Dabei sind Wikimedia-Urgesteine ebenso wie Newbies, viele Männer, mir auffallend viele Inder, viele Kandidat*innen mit NGO-Hintergrund, kaum eine*r, der/die fortgeschrittene IT-Kenntnisse hat.

Die Urgesteine

Dariusz Jemielniak – Professor of Management, daueraktiv auf allen Ebenen und vielleicht der einzige Mensch, der intellektuell versteht wie Wikipedia funktioniert.

Rosie Stephenson-Goodknight – WikiWomensGroup, Women in red, you name it. Bei überraschend vielen der Wikipmedia-Genderaktivitäten, die funktionieren, ist Rosie Stephenson-Goodknight beteiligt.

Gerard Meijssen – gefühlt war Gerard schon Wikipedianer bevor es Wikipedia gab. Vielleicht der spannendste Autor des Meta-Wikiversums und ein Chaot.

Mike Peel – langjähriges Mitglied des Funds Dissemantion Committees. (FDC) Hat bei mir in der Rolle durchgehend einen schlechten Eindruck hinterlassen.

Ravishankar Ayyakkannu – Mr. Tamil Wikipedia, der seinem Resumee zufolge seit 2005 in der Community und mit externen Partnern (wie Wikipedia Zero, Google) zusammenarbeitete. Gewinnt bei mir Diversitätspunkte, weil er nicht nur aus dem Global South stammt, sondern auch Ausbildung und Berufstätigkeit dort durchführte.

Wählenswert: Dariusz Jemielniak Bild: Dr. Dariusz Jemielniak – Wikimedia Foundation Board von: VGrigas (WMF) Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported

Im Wikiversum aktiv


Reda Kerbouche – Aktiv bei Wikimedia Algeria, Founding member der Wikimedia of Tamazight User Group. Lebt in Europa.


Lorenzo Losa – Ex-Vorsitzender von Wikimedia Italia.


Farah Jack Mustaklem
– Software Engineer, einer der wenigen Kandidaten mit Ahnung von Software. Aktiv bei den Wikimedians of the Levant und der Arabic language User Group. Mir persönlich zu sehr USA-sozialisiert für eine Board-Mitgliedschaft, andererseits sicher in jeder Hinsicht kompetent.

Douglas Ian Scott – Präsident von Wikimedia South Africa, Organisator der Wikimania 2018 und einziger Kandidat, den ich dank eines langen Wartepause am Kofferband irgendeines Wikimania-Flughafens persönlich besser kennenlernte – und begeistert war.

Iván Martínez – langjährig engagiert bei Wikimedia Mexiko, LGBTQ+-Aktivist und soweit ich hörte, das Wikiversum Lateinamerika ist begeistert von ihm.

Pavan Santhosh Surampudi – Community Manager at Quora. Versteht also vermutlich professionell etwas von Communities.

Adam Wight – Programmierer, Ex-Angestellter und WMF und WMDE und neben Gerard der Vertreter des Ur-basisdemokratischen, selbstorganisierten und Gegen-Informationsmonopole-Geistes des frühen Movements.

Vinicius Siqueira – in Wiki Movimento Brasil

Newbies

Es kann sich hierbei um langjährige und erfahrene Wikipedianer*innen handeln, die im kleinen Rahmen auch Projekte oder Gruppen organisiert haben. Erfahrungen in oder mit größeren Organisationen im Wikiversum fehlt vollkommen.

Lionel Scheepmans
Pascale Camus-Walter
Raavi Mohanty
Victoria Doronina
Eliane Dominique Yao
Ashwin Baindur

Wen werde ich wählen?

Leute, die sich durchsetzen können, und die auch die Grenzen des Wikiversums sinnvoll einschätzen können. Perspektiven auf das Leben, anders aussehen als „in US-NGOs sozialisiert“ werden bevorzugt.

Die Top 4

  • Douglas Ian Scott
  • Iván Martínez
  • Adam Wight
  • Dariusz Jemielniak

Top 8

  • Rosie Stephenson-Goodknight
  • Lorenzo Losa
  • Farah Jack Mustaklem
  • Gerard Meijssen

Wählbar

  • Reda Kerbouche
  • Pavan Santhosh Surampudi
  • Ravishankar Ayyakkannu

Wer wird wählen

Es wählen alle Menschen, die vage aktive Accounts in einem Wikimedia-Projekt haben. Die Bedingungen dafür sind niedrig angesetzt. Für Autor*innen ist es nötig 300 Bearbeitungen zu haben, kein Bot zu sein und höchstens in einem Projekt gesperrt zu sein. Die Bedingungen für die Board-Wahlen sind somit einfacher zu erfüllen als die Bedingungen zum Sichten in der deutschen Wikipedia. Die Kriterien mussten am 5. Juli 2021 erfüllt sein. Es hilft nicht, jetzt noch schnell zu editieren.

Das Wahlsystem

Es gilt das Präferenzwahlsystem. Dieses wird weltweit von einschlägigen Fachleuten als besonders fair bezeichnet. Es verzerrt den Wählerwillen weniger als viele andere Wahlsysteme. Praktisch wird es allerdings nur selten eingesetzt. Die bekannteste Wahl mit Präferenzwahl in letzter Zeit war die Bürgermeister*in-Wahl in New York, New York.

Bei Wahlsystem nummeriert man „seine“ Kandidat*nnen nach Präferenzen. Die beste Kandidatin bekommt eine Eins, der Kandidat danach eine zwei und so weiter. Hält man keine Kandidatin mehr für geeignet, hört man auf zu nummerieren.

Bei der Wahl werden in der ersten Runde alle Präferenzen mit „1“ gezählt. Ein Kandidat hat am wenigsten davon. Dieser scheidet aus. Von allen „1“-Wählerinnen des Kandidaten werden nun die „2“-Präferenzen seiner Wählerinnen auf die entsprechenden weiteren Kandidaten verteilt. Und so weiter, bis nur noch so viele Kandidatinnen übrig sind, wie es Plätze zu besetzen gilt.

Zur Wahl

Geht es hier.

Beitragsbild: Die Apostel wählen einen zwölften Zeugen als Ersatz für Judas. Aus dem Rabbula-Evangeliar.

Wiki Loves Jules Verne. Mit Wikipedia in Braunschweig.

Tuesday, 17 August 2021 08:28 UTC


Mensch-Maschine Braunschweig


Im ICE ist Deutschland. Der Zug fährt ein und hält. Das Schild am Gleis behauptet tapfer „Zugdurchfahrt“. Die Türen lassen sich öffnen. Am Zug steht nichts geschrieben, außer Wagennummern, die nicht zu den Reservierungen passen. Das Publikum bleibt irritiert. Etwa die Hälfte der Anwesenden geht in den Zug und bleibt im Wageninnern ratlos stehen. Die andere Hälfte steht ratlos am Bahnsteig. 

Schließlich: Lichter gehen an. Der Zug verkündet mittels seiner Anzeigen nun auch, nach Kassel zu fahren.  Eine Frau entschuldigt sich über die Lautsprecheranlage über die falschen Wagennummern, man solle ich immer zehn wegdenken „Also 22 statt der angezeigten 32.“

Ein Mensch mit re:publica-Bändchen am Arm verscheucht die ältere Dame ohne Reservierung von seinem Platz und liest den gedruckten Spiegel. Ich höre ein angeregtes Gespräch zwischen einem Musicaldarsteller und einer Abteilungsleiterin im Innenministerium, die sich gerade kennenlernen über, den relativen Wert von Musikgymnasien in Berlin. Geht es noch deutscher?

Illustration aus dem Buch ""Le tour du monde en quatre-vingts jours" Alphonse de Neuville & Léon Benett


Passenderweise habe ich ein entsprechendes Buch mitgenommen. Nils Minkmars „Mit dem Kopf durch die Welt.“ Das hat schon auf dem Cover ein ICE-Fenster und geht der Frage nach, was Deutschland bewegt. Minkmar lässt sich über deutsche Normalität aus. Der deutsche Ingenieur, lange Jahrzehnte Sinnbild der Normalität, sei nicht mehr normal. Minkmar erzählt aus seiner französisch-deutschen Kindheit:


„Meine Mutter nannte dann immer eine Berufsgruppe, die uns besonders fern war, nämlich les ingenieurs. Wir waren in Deutschland […] und das ganze frisch aufgebaute Land ruhte auf Säulen, die les ingenieurs berechnet, gegossen und zum Schluss noch festgedübelt hatten. […] Viele Jahre später sollte ich die Gelegenheit haben, diese seltene Spezies besser studieren zu können. Sie saßen direkt hinter mir, zwei ausgewachsene Exemplare: Ingenieure, Familienväter, auf der Rückfahrt von einer Dienstreise. Sie plauderten über die sich verändernden Zeiten. […] Fernsehen, Marken, Politiker, auf keinem Gebiet fanden sich diese beiden braven Männer wieder, alles zu grell und bunt, zu aufgeregt. Ihre spezifischen Werte und Tugenden, Sorgfalt und diese stille Freude an der eigenen Biederkeit, das alles war an den Rand gerückt. Ingenieure waren nun Exzentriker. […] Diese Männer fanden sich kulturell kaum zurecht.“

Wenn „der deutsche Ingenieur“ nicht mehr normal in Deutschland ist, sind es jetzt Ministerialbeamtinnen und Musicaldarsteller?




Forschung Maschinenbau Braunschweig


Minkmar war noch nicht in Braunschweig. Oder Braunschweig ist nicht normal. Da steige ich harmlos aus dem Zug und die Stadt schlägt mir „Deutscher Ingenieur“ rechts und links um die Ohren. Braunschweig hebt das Thema "autogerechte Stadt" in Höhen, die selbst mir als gebürtigem Hannoveraner unerreichbar schienen.

Braunschweig. Bahnhofsvorplatz.


VW ist daran beteiligt, ist klar in der Gegend. Aber nicht nur. Ich wandelte also Freitagabend gegen 21 Uhr auf der Suche nach einem Wegbier durch das verlassene Braunschweig, passierte die Stadthalle und wurde prompt begrüßt mit „Tag des Maschinenbaus. Herzlich Willkommen.“



Vor allem aber  fiel mir bei diesem Wandeln auf, wie unglaublich gepflegt diese Stadt aussieht. Ich erblickte  keine einzige Kippe auf dem Weg. Selbst die Großbaustelle, über die irrte, wirkte irgendwie aufgeräumt. Viel verwunderlicher war, dass selbst die in Braunschweig reichlich vorhandenen 1970er-Großbauten gepflegt und sorgsam hergerichtet wirkten. Die Stadthalle selber, offensichtlicher spät 1960er/früh 1970er-Stil wirkte besser gepflegt als Berliner Gebäude nach zwei Jahren. Die Wege und Lampen darum herum: offensichtlich keine zehn Jahre alt. Sie wirkten wie frisch aus der Packung genommen.

Wegbier. In Braunschweig nur schwerlich aufzutreiben, dann aber stilgerecht,


Selbst die Schwimmbäder sind alle gepflegt(*), alle haben gleichzeitig geöffnet und keines ist aus obskuren Gründen gesperrt. Da spielt nicht nur bürgerschaftliches Engagement eine Rolle, sondern offensichtlich ist auch Geld vorhanden.

Auf dem Hotelzimmer, noch so ein sehr gut gepflegter und hergerichteter Bau, der einem „1970er!“ ästhetisch schon ins Gesicht schreit, mit dem Hotel-Wlan (7 Tage, 7 Geräte) nachlesend, wie das nun ist mit Braunschweig. Bekanntes taucht beim Nachlesen auf: Die physikalische-technische Bundesanstalt mit der Atomuhr; geahntes lese ich (Volkswagen – hey, das ist Niedersachsen und die Technische Universität existiert ja auch) und nicht bekanntes:

„Im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verfügt die Region Braunschweig über die höchste Wissenschaftlerdichte,[103] im bundesweiten Vergleich über eine hohe Ingenieurquote[104] sowie über die höchste Intensität auf dem Gebiet der Ausgaben für Forschung und Entwicklung. In der Region Braunschweig arbeiten und forschen mehr als 16.000 Menschen aus über 80 Ländern[105] in 27 Forschungseinrichtungen sowie 20.000 Beschäftigte in 250 Unternehmen der Hochtechnologie[106]“

Dazu noch „Braunschweig ist die Stadt mit der niedrigsten Verschuldung Deutschlands.“ Und nach einer obskuren EU-Rangliste ist Braunschweig  die innovationsfreudigste Region der EU vor Westschweden und Stuttgart. Hier lebt der deutsche Ingenieur. Hier lebt die deutsche Technik. Was für ein passender Ort für Jules Verne.


Jules Verne


Jules Verne; französischer Erfolgsautor des 19. Jahrhunderts und vor allem bekannt als "Vater der Science Fiction." Von seinem vielfältigen Werk sind vor allem die Abenteuer-Techno-Knaller wie Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer, die Reise Von der Erde zum Mond oder die Reise zum Mittelpunkt der Erde bekannt. Wikipedia und die Deutsche Jules-Verne-Gesellschaft hatten ein gemeinsames Wochenende organisiert mit einer Tagung zu Jules Verne und Gesprächen zu Wikipedia.

Volker Dehs bestreitet das halbe Programm


Jules Verne, mir vor allem bekannt durch vage Erinnerungen an den 1954er Nemo-Film, Weiß-orange Taschenbücher und einen blau eingebunden Robur-Roman, der mich verstörte, weil er so anders war als die großen mir bekannten Abenteuerromane von Jules Verne. Warum ich überhaupt fuhr: Intuition. Ich hätte nur schwerlich begründen können, was genau mich reizte, aber die Mischung aus Vertrauen in die Veranstalter, Science Fiction und Neugier auf diese andere niedersächsische Stadt nach Hannover, trieben mich dorthin.

Verne selber gilt als Begründer Science Fiction. Und so bringt er als Autor frankophile Literaten und Groschenromanfans, Ingenieure und Naturwissenschaftler zusammen. Besessene Bibliographen waren Thema und Anwesend, ebenso wie die phantastische Bibliothek in Wetzlar – die Mischung der Jules-Verne-Aktiven unterscheidet sich gar nicht so sehr von der Mischung der Wikipedia-Aktiven. Die Perspektiven, aus denen Verne hier unter die Lupe genommen wurden, waren vielgestaltiger als sie es in der Literatur sonst sind. Faszinierend hier war die Neigung unterschiedlicher und leicht besessener Menschen sich zu einem Thema auseinanderzusetzen.

Haus der Braunschweigischen Stiftungen - Veranstaltungsort.



Dementsprechend hatte der Veranstalter, der Wikipedia-Autor Brunswyk das Programm gestaltet: ist Verne eher katholisch oder eher laizistisch? Kam der Wille zur Aufklärung in seinen Büchern durch seinen Verleger Pierre-Jules Hetzel hinein, während auf Verne eher zurückgeht, dass alles menschliche Streben gegenüber der göttlichen Macht sinnlos bleibt? Wen inspirierte er? Ist es eine sinnvolle Frage, dem nachzugehen, welche seiner Voraussagen, sich bewahrheiten? Dazu kamen dann noch Exkursionen zu Friedrich Gerstäcker, Fenimore Cooper, die Ingenieure, die ihre U-Boote dann nach Jules Verne „Nautilus“ nannten – und stark von diesem beeinflusst waren

Für mich brachte das Treffen interessante Erkenntnisse, wie die Tatsache, dass Verne immer Theaterautor oder – produzent werden wollte und wie sehr der Katholizismus sein Denken beeinflusste. Romancier war er eher gezwungenermaßen – und verdiente mit seinen zwei erfolgreichen Theaterstücken in seinem Leben ein Viertel so viel Geld wie mit etwa 80 bis 100 Romanen.

Interessant das Rätseln aller Anwesenden, warum Vernes Roman "der Grüne Strahl" so ein kommerzieller Erfolg war, was niemand der Anwesenden nachvollziehen konnte. Und dann eine Dreiviertelstunde später kam die Bemerkung in einem anderen Zusammenhang, dass "der Grüne Strahl" quasi Vernes einziges Buch mit einer weiblichen Hauptfigur war. Ich ahne einen Zusammenhang, Update: Es kam wie es kommen musst. Da denke ich mal, ich habe etwas entdeckt, dabei habe ich nur etwas falsch verstanden. Tatsächlich ist Der Grüne Strahl nicht das einzige Werk mit einer Protagonistin. Das prägnanteste Buch ist dabei Mistress Branican*, da hier die Titelfigur die komplette Handlung quasi im Alleingang bestreitet. Aber auch in anderen Büchern spielen Frauen eine wichtige Rolle (und dieser Umstand war Jules Verne sogar so wichtig, dass er in Interviews darauf hinwies): Die Kinder des Kapitän Grant*, Nord gegen Süd*, Reise um die Erde in 80 Tagen*, Ein Lotterielos* ... und einige mehr. (*Affiliate Links)

Für mich neu war die Erkenntnis, dass ein Großteil von Vernes Werk gar nicht in den Bereich Science Fiction gehört, sondern es (fiktive) Reisebeschreibungen sind. Und selbst dort wo Verne Maschinen und phantastische Gerätschaften erfindet, dienen diese vor allem dem Zweck zu reisen.

Und jetzt recherchiere ich, natürlich, zum Grünen Strahl.

Die Phantastische Bibliothek


Meine beiden Programmhighlights beschäftigten sich nur mittelbar mit Jules Verne. Sie kamen von der Phantastischen Bibliothek Wetzlar: zum einen der Rückblick von Thomas Le Blanc auf Wolfgang Thadewald. Den großen Phantastik- und Jules-Verne-Sammler. Thadewald verstarb 2014. Er lebte in Langenhagen. Mehrere der Anwesenden hatten ihn noch persönlich gekannt. Und die Schilderung seiner Sammlertätigkeit, seiner Liebe zu Büchern und zu Menschen, aber auch die Besessenheit mit der Thadewald an ein Thema heranging und auch von Krankheit schon schwer gekennzeichnet das Arbeiten an Bibliographien nicht lassen konnte – es ließ sich nicht anders beschreiben als bewegend. Sicher war dieser Vortrag mein emotionaler Vortrag des Programms.

Wer auch immer aber auf die Idee kam, den Vortrag von Klaudia Seibel zu Future Life: Wie (nicht nur) Jules Verne dabei hilft, die Zukunft zu gestalten an Ende der Konferenz zu legen: Chapeau! Das Projekt ist, kurz gesagt, ein Projekt der Phantastischen Bibliothek. Die stellt zu bestimmten Themen Dossiers zusammen, wie Science-Fiction-Autoren sie sich vorstellen. Die Berichte  werden manchmal von öffentlichen Stellen, öfter von Großunternehmen bestellt, die damit selber zukunftsfähig werden wollen und in die Zukunft denken.

So als Beispiel: Nanotechnische Ideen in der Science Fiction



Wobei Auftraggeber von Staats wegen selten sind. Die meisten Aufträge kommen aus der Privatwirtschaft. Die allerdings meist gleich umfangreiche Verschwiegenheitsklauseln verlangt, weshalb die Phantastische Bibliothek da wenig zu sagen kann.

Da haben also Autoren und Mitarbeiter der Bibliothek ein profundes Wissen über die Science-Fiction-Literatur und die größte Bibliothek ihrer Art im Hintergrund und seit mittlerweile einigen Jahren eine große Datenbank aufgebaut, was Autoren zu verschiedenen Themen schreiben.

Als jemand, der ich selbst weiß, wie viele Situationen ich durch gelesene Bücher interpretiere – Bilder aus diesen Büchern im Hinterkopf habe und mir immer wieder mal sagen muss, dass ein Roman nur bedingt real ist, glaube ich sofort, dass es nichts gibt, was so sehr Denkprozesse auslösen und Kreativität triggern kann, wie Romane. Der befreit das Hirn gerade vom strikt logisch-folgerichtigen Denken, verrückt die Perspektive etwas nach links oder oben, und schon öffnen sich vollkommen neue Gedankenwege. Die Idee ist so brillant, dass es überraschend ist, dass sie wirklich angenommen wird. Anscheinend wird sie das.


Mensch Maschine Normal


Und nachdem ich dann wieder im Zug saß und das erste Handy-Ticket meines Lebens gekauft hatte, fragte ich mich wieder. Ist diese Stadt – die mir in vieler Hinsicht – so unfassbar „normal“ vorkommt, vielleicht die große Ausnahme? Sind die Musicaldarsteller, die mit „dem Alex“ [Alexander Klaws] telefonieren, normal? Die Menschen im Ministerium? Die größten Jules-Verne-Experten des Landes, die alle noch einen anderen Brotjob haben? Oder eher die Normalität vieler Menschen, die darin besteht, am Ende des Monats zu überlegen, wie denn die letzten 10 Tage mit dem leeren Konto noch überbrückt werden können?





Brauschweig ist die verstädterte Mensch-Maschine-Kopplung. In seiner Normalität sicher schon wieder ein Ausnahmefall in Deutschland. Aber ich sah die Zukunft: sie sitzt in einer Bibliothek in Wetzlar und liest Science-Fiction-Romane.

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Mit Wikipedianern kann man nicht nur Verne lesen, sondern auch Cocktails mischen: Ramos Gin Fizz für die Enzyklopädie.

Oder man läuft mit Wikipedianern durch den Wedding:Tanz auf dem Guglhupf, Automatenmaden und die „brutalism appreciation society“ im #wedding

Mehr zu Future Life bei der phantastischen Bibliothek: Future Life. 

Zum Jules-Verne-Club

Die Wikipedia-Seiten zur Veranstaltung: Wikipedia:Wiki Loves Jules Verne

Beiträge zur Veranstaltung im Wikipedia-Kurier und im Blog von Wikimedia Deutschland.

Der grüne Strahl im Gesamttext bei zeno.org: Der grüne Strahl

Alle Iberty-Posts zur Kultur stehen unter: Kultur in Iberty!

Anmerkungen


Auch zu Schwimmbädern ein schönes Minkmar-Zitat aus dem Mit-dem-Kopf-durch-die-Welt.Buch:

„Nichts gegen das große Geld und die wenigen, die es genießen können, aber die Stärke mitteleuropäischer Gesellschaften liegt gerade in der Mischung. Für Reiche ist es in Singapur, Russland und Malaysia ideal. […]Glaspaläste und Shopping Malls gibt es auf der ganzen Welt, bald vermutlich auch unter Wasser und auf dem Mond. Öffentliche Freibäder, Stadtteilfeste oder Fußgängerzonen, in denen sich Reiche und Arme, Helle und Dunkle, Christen und Muslime mit ihren Kindern vergnügen und drängeln, gibt es nur hier. Ich fand es immer erstaunlich, dass es in Algerien beispielsweise keine öffentlichen Schwimmbäder gibt oder dass man in den USA oder in Brasilien Mitglied in einem Club werden muss. Das ist eine teure und in vieler Hinsicht sozial sehr voraussetzungsreiche Angelegenheit, nur um mit den Kindern mal schwimmen zu gehen, es sei denn natürlich, jeder hat seinen eigenen Pool im Garten, was, für mich zumindest, wie eine Definition von struktureller Langeweile klingt.“ (s. 104)


 

*Dieser Post enthält Affiliate Links zu geniallokal. Es handelt sich dabei um Werbung. Ich bekomme eine kleine Provision, wenn ihr dort bestellt, und ihr habt bei den Guten bestellt.


Berlin celebrates old school #wikipedia15

Tuesday, 17 August 2021 08:13 UTC

I still remember the time when real life meetings for Wikipedians were new and adventurous and a bit scary. Did one really want to meet these strange other people from the Internet? How would they be? Could they even talk in real life or would they just sit behind a laptop screen staring on it for hours?

My first meeting in Hamburg – THE first Wikipedia meeting in Hamburg - would consist of three people (Hi Anneke, Hi Baldhur!) sitting in a pub, and just waiting and seeing what would happen. These meetings were kind of improvised, in a pub, quite private and personal in nature and no talk about projects, collaborations, “the movement” whatever. Just Wikipedia and Wikipedians having a nice evening.

WP15 Germany Berlin 01
Bild: By Sargoth, CC BY-SA 3.0

So what a fitting setting to celebrate this day in Berlin just the old school way. Half improvised, organized by our dearest local troll user:Schlesinger on a talk page, we met in a pub, it was not clear who would come and what would happen except some people having a good time.

And so It was. In the “Matzbach” in the heart of Berlin-Kreuzberg seven people promised to come, in the end we were almost twenty. Long time Wikipedians, long-time-no-see-Wikipedians, a Wikipedian active mostly in Polish and Afrikaans, some newbies and two and a half people from Wikimedia Deutschland. Veronica from Wikimedia Deutschland brought a tiny but wonderful home-baked cake, and we just talked and laughed, talked about history and future.  Actually, mostly we talked about future.

WP15 Germany Berlin 03
Bild: By Sargoth, CC BY-SA 3.0

About the Wikipedian above 30, who has just started a new a university degree in archaeology, the question whether the Berlin community should have its own independent space, industrial beer, craft beer and the differences, the district of Berlin-Wedding, the temporary David-Bowie-memorial in Berlin-Schöneberg, the vending machine for fishing bait in Wedding, new pub meet-ups in the future, who should come to the open editing events, how to work better with libraries, colorful Wikipedians who weren’t there, looking for a new flat, whether perfectionism is helpful or rather not when planning something for Wikipedians, explaining Wikipedia to the newbie, the difficulties of cake-cutting and whatsoever.

No frustration, almost no talk about meta and politics, just Wikipedians interested in the world, Wikipedia and eager to be active in and for Wikipedia and with big plans for the future. Old school. So good.

WP15 Berlin Torte angeschnitten

Die Verschwundenen

Tuesday, 17 August 2021 08:13 UTC

Crossposting eines Posts von mir aus dem Wikipedia Kurier. Erfahrungsgemäß lesen das dort und hier ja doch andere Menschen.

Wikipedistas kommen und gehen. Manchmal gehen mehr, manchmal weniger. Einzelne davon fallen durch ihr Wirken in der gesamten Wikipedia auf oder versuchen sich wenigstens durch einen spektakulären Abgang in Szene zu setzen. Die meisten Autoren und Autorinnen aber gehen genauso still und leise wie sie gekommen sind und gearbeitet haben.

Die unseligen Autorenschwund-Debatten der unseligen Wikimedias kümmern sich ja um Zahlen und nicht um Autorinnen und Autoren. Wie armselig! Den Meta-aktiven Communitymitgliedern - aka Wikifanten - fallen vor allem die anderen Wikifanten auf, die entschwanden. Dabei zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass es um lauter einzelne Individuen mit verschiedenen Vorlieben, Arbeitsstilen und Interessen geht, die in Wikipedia tätig waren und sind. Es gibt vor allem diejenigen, die kommen, einen Beitrag leisten und dann wieder verschwinden. Der größte Teil der tatsächlichen Wikipedia wird von Menschen und Accounts gestaltet, deren Edits fast nur im Artikelnamensraum aufzufinden sind. Manchmal arbeiten sie unermütlich über viele Jahre, manchmal auch nur einige Wochen an einen oder zwei Artikeln. Viele davon sind als IP aktiv, so dass sich fast nichts über sie sagen lässt. Vielleicht sind die Beitragenden per IP auch gar nicht viele, sondern eine einzige sehr fleißige Autorin? Wer weiß?


 Viele Wikipedianerinnen und Wikipedianer sind derzeit inaktiv.

Anlässlich des Projektes WikiWedding und in meinem Bestreben möglichst viele Wedding-Aktive daran zu beteiligen, lese ich ja derzeit viele Artikel zu einem Themengebiet, das mir in den letzten Jahren eher fremd war und an dessen Entstehung ich nicht beteiligt war. Wer sich in den letzten Monaten am Thema beteiligt hat, ist mir bewusst, wer sich von 2001 bis 2014 des Weddings angenommen hat, musste ich nachlesen. Eine spannende Lektüre voller mir unbekannter Namen und Accounts. Neben einigen mir bekannten Wikipedistas waren dort vor allem mir unbekannte Accounts. Accounts, die oft aufgehört haben zu editieren. Meist sind sie still und leise gegangen. Ihre Edits und Kommentare geben keinen Hinweis warum. Aber anscheinend war es anderswo schöner. Oder sie hatten den Einruck, alles in Wikipedia geschrieben zu haben, was sie beitragen wollten. Um diesen Autorinnen und Autoren zumindest nachträglich etwas Aufmerksamkeit zu geben, um ihre Namen kurz aus den Tiefen der Versionsgeschichten zu retten, sollen hier einfach einige Autorinnen(?) und Autoren gewürdigt werden, die sich um den Wedding in Wikpedia bemühten bevor sie verschwanden.



Da ist zum Beispiel der Artikel zur Chausseestraße. Ein Mammutwerk von Gtelloke, dessen Wikipedia-Edits sich von Juni bis Dezember 2012 fast ausschließlich auf diesen Artikel beschränkten.


Bild: Die Chausseestraße 114-118 in Richtung Invalidenstraße von Gtelloke
Lizenz: CC-BY-SA 3.0



Da ist der Artikel zum Wedding selber. Angelegt 2002 von Otto, dessen letzter Edit aus dem Dezember 2004 stammt. Im November 2004 dann maßgeblich ausgebaut von Nauck, der sich auch sonst dem Ortsteil und seinen Themen widmete. Artikel zu Moabit, den Meyerschen Höfen, Mietskasernen und Schlafgängern waren Teil seines kurzen Werks, das im Wesentlichen nur zwei Wochen im November 2004 dauerte, aber die Grundlagen wichtiger Artikel zur Berliner Sozialgeschichte legte. Ein Blick auf seine Benutzerseite zeigt auch den Geist der Wikipedia-Frühzeit: ''GNU rockt! Der König ist tod, lang lebe das Volk! Lang lebe die Anarchie des Netzes! Licht und Liebe''

Weiterer Ausbau erfolgte durch 87.123.84.64, auch zu wikipedianischen Urzeiten. Dann passierte 500 Edits und acht Jahre im Wesentlichen nichts – mal ein Halbsatz hier, mal die Hinzufügung von drei Bahnstrecken dort, Hinzufügen und Löschen von berühmten Persönlichkeiten bis im Dezember 2014 der erste heute noch aktive Wikipedianer hinzukommt: Fridolin freudenfett verpasst dem Artikel mit „Katastrophalen Artikel etwas verbessert)“ eine Generalüberholung.

Der Leopoldplatz; angelegt von Frerix, der in den immerhin fünf Jahren seiner Wikipedia-Aktivität nie auch nur eine Benutzerseite für nötig hielt und anscheinend auch in keine Diskussion verwickelt wurde.  Zu seinen wenigen Beiträgen gehören neben der Anlage des Leopoldplatzes auch noch die Anlage der englischen Stadt Sandhurst, die Anlage des Kreuzviertels in Münster und des Three Horses Biers. Dann war er/sie wieder weg. Mutter des Artikels ist hier aber 44Pinguine, die den heutigen Inhalt maßgeblich prägt und auch heute noch aktiv ist.

Da wäre das Wahrzeichen des Weddings. Die Alte Nazarethkirche. Der Artikel stammt vor allem von 62.246.210.30.


Bild: Leopoldplatz, Ev. Alte Nazarethkirche, 1832–35 von Karl Friedrich Schinkel von Schliwiju

Nichts war für die Entwicklung des Weddings wohl so entscheidend wie die Geschichte der AEG. Dieser Artikel stammte in seiner Frühzeit von WHell, engagiertem Wikifanten, mit ausführlicher Artikelliste und Diskussionsseite, der uns 2007 verließ. Der letzte Eintrag auf seiner Diskussionsseite war „Hallo WHell, ich möchte Dich als den Hauptautor darüber informieren, dass ich den Artikel John Bull (Lokomotive) in die Wiederwahl zum Exzellenten Artikel gestellt habe,“ Größere Beiträge zur WEG folgten in den späteren Jahren durch Peterobst – aktiv von Februar bis April 2006 vor allem mit Beiträgen zur Berliner Industriegeschichte, nach seiner Benutzerseite AEG-Kenner und in Arbeit an einem Buch über den Konzern. Es folgten 80.226.238.197, von Georg Slickers 2006 (auch heute noch aktiv, wenn auch recht unregelmäßig), Flibbertigibbet 2006 , 79.201.110.89 im Jahr 2008 und der unermüdlichen 44Pinguine. Weiter ausgebaut von Onkel Dittmeyer, aktiv von 2009 bis Juli 2015 in Technikthemen und vielleicht immer noch unter neuem Account? Begann seine Karrier mit der Nutzerseite „Hier ist Nichts und das soll so bleiben !“ und hielt sich im Wesentlichen daran.

Da ist der Volkspark Rehberge. Angelegt von Ramiro 2005, aktiv 2005/2006, vor allem zum Thema Fußball. Maßgeblich ausgebaut, umfassend überarbeitet 2007 von 84.190.89.208 und noch einmal 2010 stark erweitert von Katonka. Landschaftsplaner mit unregelmäßigen Edits zwischen 2009 und 2014, die Edits waren wenige, aber die Qualität war hoch.


Bild: LSG-6 Volkspark Rehberge Berlin Mitte - Panoramabild auf die Wiesen des Volkspark Rehberge in Berlin, Wedding (Mitte). Von: Patrick Franke Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Neben diesen Verschwundenen tauchen glücklicherweise aber auch heute noch aktive Wikifanten auf. Immer wieder 44Pinguine und Fridolin freudenfett. Darüber hinaus Definitiv, Magadan, Flibbertigibbet und Jo.Fruechtnicht.

Die Artikel entstanden durch Wikifanten und IPs. Accounts mit nur einem Thema oder anderen, die über Jahre thematisch sprangen. Während in der Frühzeit aber viele verschiedene Accounts und IPs an den Artikel beteiligt waren, waren in den letzten Jahren deutlich weniger Menschen aktiv. Fast alle inhaltlichen Edits in den von mir angesehenen Artikeln verteilen sich auf 44Pinguine,  Fridolin freudenfett und Definitiv. Wikipedia wird kleiner und noch lebt sie. Aber wir können all‘ den Verschwundenen danken, die vor uns kamen.

Seit nun schon ein paar Jahren hört man immer wieder über Probleme in der kroatischen (und zu einem gewissen Grad auch der serbischen) Wikipedia. Rechte Gruppen sollen das Projekt übernommen haben und alle Wikipedianer, die nicht ihrer Meinung sind, rausgeekelt oder einfach gesperrt haben.

Lange war nichts passiert, aber seit Ende letzten Jahres sah sich die WMF dann doch mal die Situation an und es wurde schon zumindest ein Admin gebannt.

Nun hat die WMF ein Abschlußdokument veröffentlicht; oder genauer schon Mitte Juni und ich habe es erst heute bei reddit gesehen. In dem Dokument finden sich solche Perlen, als das in hrwp behauptet wurde, Nazi-Deutschland habe Polen überfallen weil Polen einen Genozid an Deutschen verübt hätten.

Der ganze Bericht kann hier gefunden werden. Mich macht die ganze Geschichte sowohl traurig als auch wütend. Wikipedia soll die Leute so gut es geht aufklären und nicht Propaganda verbreiten!

IeS: Blog ist zurück

Friday, 16 April 2021 21:38 UTC

Ich habe heute dieses Blog auf einen neuen Server umgezogen, sein DNS aktualisiert und sein SSL repariert. Werde versuchen, es nun wieder öfters zu befüllen. Wünscht mir Glück 🙂.

Wahl: Oversighter-Wahlen

Friday, 16 April 2021 21:11 UTC

Bereits seit gestern und noch bis zum 28. April laufen die Oversighter-Wahlen. Doc Taxon, User:He3nry und Nolispanmo treten zur Wiederwahl an. Ich wünsche: Viel Erfolg!

Gab es in der DDR Spaghetti?

Friday, 26 March 2021 09:39 UTC

Eine der schöneren unbekannten Ecken der Wikipedia ist die Seite zur Auskunft. Dort können Menschen mögliche und unmögliche Fragen stellen, die dann mal launisch, mal larmoyant, mal ernsthaft oder auch gar nicht beantwortet werden. Wie im wahren Leben und eine ewige Fundgrube obskuren Wissens, seltsamer Fragestellungen und logischen Extremsports.

Nicht die DDR. Bild: Giorgio Conrad (1827-1889) - Mangiatori di maccheroni. Numero di catalogo: 102.



Dort nun fragte vor ein paar Tagen ein unangemeldeter Nutzer:

 "Warum gab es in der DDR eigentlich nur Makkaroni (die in Wirklichkeit Maccheroncini waren), aber keine Spaghetti? Das erscheint mir nach Lektüre einiger Bücher aus der DDR so gewesen zu sein und ist mir auch so von meiner aus Ex-DDR-Bürgern bestehenden Verwandtschaft bestätigt worden. Warum?"

Es folgte eine längere und mäandernde ausgiebige Diskussion, die immerhin folgendes ergab:

* Anscheinend gab es in der DDR Spaghetti, zumindest erinnerten sich einige der Diskutanten an derartige Kindheitserlebnisse.
* Ob Spaghetti so verbreitet waren wie Makkaroni oder Spirelli, darüber bestand Uneinigkeit.
* Die Nudelsaucensituation war in Berlin besser als im Rest der DDR.
* Die DDR allgemein pflegte in vielerlei Hinsicht traditionellere Essgewohnheiten als Westdeutschland, die Küche der DDR ähnelte in vielem mehr der deutschen Vorkriegsküche als dies für die westdeutsche Küche gilt.
* In Vorkriegszeiten waren Makkaroni verbreiteter als Spaghetti.
* Schon bei Erich Kästner wurden Makkaroni gegessen
* Der Makkaroni-Spaghetti turn im (west-)deutschen Sprachraum war Mitte der 1960er
* Schuld könnten wahlweise das mangelnde Basilikum, die mangelnde Tomatensauce, überhaupt mangelnde Kräuter, Italienreisen, Gastarbeiter, Miracoli oder auch was ganz anderes sein.
* Klarer Konsens im Rahme: Sahne gehört keineswegs in Sauce Carbonara!


Gab es in der DDR nicht: Miracoli. Bild: Miracoli-Nudeln mit Mirácoli-Soße von Kraft. Von: Brian Ammon, Lizenz: CC-BY-SA 3.0
 
Daneben tauchten eine ganze Menge Kindheitserinnerungen auf an exotische Spaghettimahlzeiten mit kleingeschnittenen Spaghetti, Ketchup-basierter Tomatensauce und anderen kulinarischen Exotika des geteilten Deutschlands.

Einige Antworten, viel mehr Fragen:
* seit wann wird in Deutschland überhaupt Pasta gegessen?
* wie lange schon ist Tomatensauce verbreitet?
* seit wann essen westdeutsche Spaghetti?
* Und wer ist Schuld? Die Gastarbeiter? Die Italienurlauber? Miracoli?
* Und wie kommen eigentlich die Löcher in die Makkaroni?

Also verließen wir dann erst einmal die Auskunft und die dortige Diskussion und betrieben etwas weitere Recherche. Das heimische "Kochbuch der Haushaltungs- und Kochschule des Badischen Frauenvereins", veröffentlicht 1913 in Karlsruhe, kennt sowohl Makkaroni wie auch Spaghetti. Ungewohnt für heute: die Makkaroni werden in "halbfingerlange Stückchen gebrochen" und dann 25 bis 30 Minuten gekocht.

Neben den diversen Makkaroni-Gerichten gibt es auch einmal Spaghetti. Die Priorität ist klar. Spaghetti werden erklärt als "Spaghetti ist eine Art feine Makkaronisorte. Beim Einkauf achte man darauf, daß sie nicht hohl sind"

Die "Basler Kochschule. Eine leichtfaßliche Anleitung zur bürgerlichen und feineren Kochkunst" von 1908 kennt keine Spaghetti aber diverse Gericht mit "Maccaronis". Darunter sogar schon die Variante "a la napolitaine" mit Tomatensauce.

Weitere Recherche. Weitere Erkenntnisse bringt das Buch "Meine Suche nach der besten Pasta der Welt: Eine Abenteuerreise durch Italien", das die Ankunft der Makkaroni in Deutschland auf das frühe 18. Jahrhundert verlegt. Die 1701 nachweisbaren "Macronen" waren wohl eher Lasagne, aber Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden in Prag und Wien echte Makkaroni-Fabriken.

Die Pasta folgte anscheinend den jungen Männern der Grand Tour aus Italien in das restliche Europa. Bestimmt waren die Grand Tours für junge Männer, die mal etwas von der Welt sehen und klassische europäische Bildung mitbekommen sollten, die auf der Tour aber anscheinend nicht nur Statuen und Kirchen kennenlernten, sondern auch Pasta.

Philip Dawe, The Macaroni. A Real Character at the Late Masquerade (1773) - 02
Der Macaroni. Der Hipster seiner Zeit. Bild: Philip Dawe: The Macaroni. A Real Character at the Late Masquerade, 1773.

In England gab es sogar einen eigenen Modestil Macaroni für exaltierte junge Männer - "a fashionable fellow who dressed and even spoke in an outlandishly affected and epicene manner". Die englische Wikipedia schreibt dazu lakonisch: "Siehe auch: Hipster. Metrosexuell." Komplett falsch wäre wohl auch die Assoziation zur Toskana-Fraktion nicht.

Nach diesen extravagant und auffallend auftretenden jungen Männern ist nun wiederum im Englischen der Macaroni penguin - auf deutsch der Goldschopfpinguin - benannt.


Makkaroni-Penguin. Benannt nach dem Stil, nicht nach den Nudeln. Bild: Macaroni Penguin at Cooper Bay, South Georgia von Liam Quinn, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Wie aber kommen nun die Löcher in die Makkaroni? Und seit wann? Licht in dieses Dunkel bringt die "Encyclopedia of Pasta." Diese lokalisiert die Entstehung der maschinellen Pastafertigung - die für Makkaroni in zumutbarer Menge unvermeidlich ist - in die Bucht von Neapel in das 16. Jahrhundert. Dort existerte eine Heimindustrie mit Mühlen, an die sich relativ problemlos eine im 16. Jahrhundert aufkommende ’ngegno da maccarun anschließen lies, die es den Neapolitanern ersparte stundenlang im Teig herumzulaufen, um ihn zu kneten: im Wesentlichen Holzpressen mit einem Einsatz aus Kupfer, je nach Form des Einsatzes entstehen verschiedene Nudelsorten und damit unter anderem Makkaroni. Die Makkaroni wurden dann in langen Fäden zum trocknen in die süditalienische Sonne gehängt.


Sommer, Giorgio (1834-1914) - n. 6204 - Napoli - Fabbrica di maccheroni
Neapel, 19. Jahrhundert. Bild: Giorgio Sommer (1834-1914), "Torre Annunziata-Napoli - Fabbrica di maccheroni". Fotografia colorita a mano. Numero di catalogo: 6204. 


Das hat alles nicht mehr wirklich etwas mit Spaghetti und der DDR zu tun, beantwortet nicht, warum die Deutschen in den 1960ern plötzlich lieber Spaghetti als Makkaroni mochten, oder warum die Makkaroni bei ihrem ersten Zug über die Alpen die Tomatensauce in der Schweiz ließen? Warum gibt es in Deutschland kein Äquivalent zu "Macaroni and cheese" (mehr)? Gab es ein Miracoli-Äquivalent in der DDR, bei dem es Pasta, Sauce und Käse schon in einer Packung gab? Warum sind Makkaroni in Deutschland tendenziell lang und dünn in vielen anderen Ländern aber dicker und hörnchenförmig-gebogen? Es ist hochspannend. Und ein Grund, noch viel mehr zu recherchieren.

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Eine Investigation: Es gibt kein Mirácoli Carbonara mehr.

Coolest Wikipedia Tool 2020: Pywikibot

Thursday, 7 January 2021 17:31 UTC

Seit 2019 wählt das Wikiversum die coolsten Tools, die besten Hilfsmittel, um in Wikipedia und anderen Wikis zu werken. Eines davon ist der Pywikibot, der Bot aller Bots.

Schneeregen fegte waagerecht über Vorplatz des Tempelhofer Hafens. Mein Pullover war gar nicht so kuschlig und dicht wie ich ihn in Erinnerung hatte. Die Handschuhe waren im Laufe der Jahre so fadenscheinig geworden, dass eine einzelne kurze Radtour die Finger vereisen ließ.

Ein einsamer, von Weihnachten übrig gebliebener, Quarkkeulchen-Stand vor dem Tempelhofer Hafen. Seine Lichter verhießen Wärme. Der Weg dorthin: Von Entbehrungen gezeichnet. Der Wind, der einem aus allen Richtungen ins Gesicht blies, trieb die Leute davon. Sie wussten nicht wohin, denn alles war geschlossen und zu Hause wollten sie ihre Mitbewohner nicht mehr sehen. Über der Szene kreiste ein hungriger Taubenschwarm.

„Ist es nicht herrlich“, fragte ich DJ Hüpfburg. „So viel Platz! Fast das ganze Hafengelände gehört uns. Und wir können uns problemlos aus drei Meter Sicherheitsabstand anschreien.“ – Sie antwortete „Du spinnst. Es ist scheißkalt. Ich bibbere. Das letzte Mal, als ich so gefroren habe, bin ich im Rozbrat mit meiner ehemaligen Band aufgetreten: „Pierdzące Zakonnice“.

Wir spielten Prog-Punk. Kein Wasser, keine Heizung und ein sibirischer Windhauch kam aus Richtung Minsk. Wer auf Toilette wollte, hat einen Eispickel in die Hand bekommen, falls das Plumpsklo wieder zugefroren war. Und am Ende des Abends haben wir Wahlplakate im Konzertsaal verbrannt, um nicht ganz zu erfrieren.

Aber wir haben gerockt: Kasia an der Geige, die andere Kasia am Theremin, ich an der KitchenAid und Anna am Gong und an der Rezitation. So viel Kunst war nie wieder davor oder danach im Rozbrat. Leider war es den Pferden zu kalt, so dass die weiße Kutsche ausgefallen ist. Hier am Hafen ist keine Kunst. Hier ist es nur scheißkalt. Ich gehe.“

Später, im Chat. Hüpfburgs Schilderung hatte mich an ein Video erinnert, das ich kurz vorher gesehen hatte: „Wikimedia Coolest Tool Award 2020.“ in meinen Versuchen, DJ Hüpfburg für die Wikipedia und ihr Umfeld zu begeistern, postete ich ihr den Link.

Southgeist: https://www.youtube.com/watch?v=zYM4k_LD_9w – Tools sind doch was für Dich

Hüpfburg: click

Hüpfburg: Das ist Wikipedia. Was soll ich damit?

Southgeist: Aber Tools. Nur mit ausgewählten Menschen. Fast nur Technik und kreative Sachen.


Hüpfburg: Wikipedia spießerfrei? Du meinst, das soll gehen?

Southgeist: Schau doch mal.

Hüpfburg: Ich sehe jetzt schon drei Minuten lang Berliner Straßen ohne Ton. Ich dachte schon, meine Lautsprecher wären kaputt.

Hüpfburg: I like the music.

Southgeist: Eben. Warte erst auf die Tools.

Hüpfburg: 52 Minuten! So lange soll ich Wikipedia schauen? In der Zeit zerstöre ich zwei Ehen, bringe einen Priester vom Glauben ab und bringe drei Paare neu zueinander. Sage mir lieber, was für Tools vorkommen.

Die coolest Tools

Ich erzählte.

Im Video werden vorgestellt: Der AutoWikiBrowser (Hüpfburg: „Da klingt der Name schon langweilig“), SDZeroBot generiert Benutzerseitenreports („Mich interessieren weder Benutzer noch ihre Seiten“), Proofread Page Extension („Korrekturlesen, geht es noch spießiger?“), Listen to Wikipedia („Schön, aber reichlich Kitsch. Wenn eines Tages zwei Wikipedianer kommen und einander heiraten wollen, werde ich das Tool in den Event integrieren“), AbuseFilter („Zu sehr Polizei“), LinguaLibre („I like“), und Pywikibot – ein Tool zum Erstellen weiterer Tools. („Das klingt spannend – erzähle mir mehr.“)

Pywikibot

Pywikibot ist ein Framework zum Erstellen von Bots. Oder anders gesagt: wer sich den Pywikibot installiert, kann mit überschaubarem Aufwand eigene Bots schaffen. Oder sich an einem der bereits auf dieser Basis geschaffenen Skripte bedienen. Die Bots können prinzipiell alles, was menschliche Nutzer von MediaWiki-Wikis auch können – nur schneller.

Wobei können in diesem Zusammenhang natürlich bedeutet: jemensch muss dem Bot vorher sagen, was er tun soll. Das dauert länger als ein Edit. Der Bot kommt sinnvoll ins Spiel, wo es eine hohe Zahl gleichartiger Edits gibt. Zum Artikelschreiben ist das wenig – zum Anpassen von Formalien ist es super. Und dazwischen liegt ein Graubereich. Nicht alles ist sinnvoll, nicht alles ist erlaubt – und um die Kontrolle zu wahren, hat der Pywikibot einen automatischen Slow-Down-Mechanismus, der den Bot absichtlich ausbremst.

Pywikibot geht zurück auf verschiedene Bots und Skripte aus dem Jahr 2003, existiert in dieser Form seit etwa 2008. Die aktuelle Variante ist in und für Python 3 geschrieben. Die Community, die sich um das Framework kümmert, hat eine dreistellige Zahl von Mitgliedern und ist so international, wie es die frühe Wikipedia war. Rein aus dem Bauchgefühl heraus würde ich auch sagen, was Charaktertypen und Soziodemographie angeht, ist die Pywikibot-Gruppe sehr viel näher an der Ur-Wikipedia als die heutigen Wikipedistas.

DJ Hüpfburg: „Du sagst es. Alt-Wikipedia. Diese Tool-Awards sind solche Lebenswerkauszeichungen? Das Bot-Framework gibt es seit fast 20 Jahren, das Proofread-Tool existiert seit fast 15 Jahren. Ist der Award so langsam oder gibt es so wenig Neues?“

Ich glaube, der Award ist langsam. Beziehungsweise er existiert erst seit letztem Jahr. Jetzt muss er die ganzen Tools der letzten Jahrzehnte durchprämieren, damit die nicht vergessen werden. Wie bei der Wikipedia auch: Die Grundlagen wurden vor langer Zeit gelegt. Alles, was jetzt kommt, baut darauf an, verbessert, schafft aber nur selten fundamental Neues.

Change Musiker to Musiker*innen

„Außer dem Tool-Award. Der ist neu? Und dem Video nach zu urteilen reichlich großartig.“
Yup. Und er hat mir und dir den Pywikibot gelehrt und damit eine wichtige Aufgabe erfüllt.

DJ Hüpfburg: „Ich kann also auf Basis von Pywikibot alle ‚Musiker‘ in Wikipedia durch ‚Musiker*innen‘ ersetzen?“
Ich: „Theoretisch ja. Praktisch gibt es verschiedene Hindernisse. Und du wirst auf ewig gesperrt werden.“

DJ Hüpfburg: „Dachte ich. Noch so jung und schon so strukturkonservativ diese Website. Wäre sie ein Mensch, würde sie einen beigen Pullunder über weißem Hemd tragen und Leserbriefe an die Fernsehzeitschrift schreiben. Aber ich kann mein eigenes Wiki aufsetzen und da noch Herzenslust alles bot-mäßig umbauen?“

Ich: „Yup. Wikidata freut sich auch. Da gibt es noch viel zu tun und die sind superfreundlich dort.“

DJ Hüpfburg: „Ich auf meinem Pybot einreitend in Wikidata! Das wäre fast so gut wie im Rozbrat. Mit der Kutsche, die dann doch nicht kam. Irgendwann im Laufe des Abends spielten wir Mozart. Da haben die Squatter angefangen mit Äpfeln zu werfen. Wir uns hinter dem Gong geduckt und ich ein Kitchen-Aid-Solo. Ich erinnere mich noch an den einen Tänzer, der allein Stand und Luft-Küchenmaschine gespielt hat. Ein Arm angwickelt am Körper als würde er die Maschine an sich drücken, mit dem anderen weit ausholende Bewegungen, um dann auf dem Einschaltknopf zu laden.“

„Leider hatten wir dem Publikum einen Mozart-Schock versetzt und die wollten uns nicht mehr gehen. Dadurch hatten wir alle Auftrittsorte in Posen durch. Kasia ging nach Prag und Paris, Jazz-Theremin studieren. „Ein Juwel unter unserer Studentinnen“ sagte mal eine Professorin. Kasia wäre fast dieses Jahr in der Philharmonie aufgetreten. Aber Deine komische Wikipedia hat immer noch keinen Artikel von ihr.“

Ich: „Es ist nicht meine Wikipedia.“

Ruhe. Hüpfburg dachte.

„Dieser Bot. Der kann doch sicher in Wikidata alle Personen auslesen, die Theremin spielen. Und dann eine Liste in Wikipedia anlegen. Die regelmäßig erneuert wird. Das müsste doch gehen. Vielleicht ist es einen Versuch wert.“

(Beitragsbild: Brødmaskin med striper i mange farger von: Øyvind Holmstad Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

SPARQL für Anfänger. Ein Versuch.

Wednesday, 18 November 2020 13:49 UTC

SPARQL ist wie SQL, nur mit mehr Kontext. SPARQL ist eine Datenbanksprache, die es erlaubt, das Semantic Web zu befragen. Eine Sprache, die nicht nur Daten liefert. Sie ergründet auch das logische Verhältnis zwischen diesen Daten. Zumindest in der Theorie. In der Praxis ist es schwieriger. Ein Selbstversuch mit SPARQL, Wikidata und Schwimmbädern.

Es nieselregnet. Auf dem „Street Food Market“ am Tempelhofer Hafen versucht Schlagermusik die Trostlosigkeit zu vertreiben. Hinter DJ Hüpfburg und mir steht der „Irish Pub“-Wagen, ein Fleischer-Wagen und Curry Paule. Streetfood is coming home.

Street Food kam zurück von den Hipstern, die nach dem Thailandurlaub ihre Liebe zu Street Food entdeckt haben, zu den Leuten, die schon seit Jahrzehnten Essen an Deutschlands Straßen zubereiten. Die einzigen Gäste bei Curry Paule sind die Mitarbeiter vom Irish Pub. Am Irish Pub Wagen steht niemand. Ein eisiger Herbstwind verleidet den Aufenthalt draußen. Curry Paule bietet als große Attraktion vegane Wurst. Das hätte es 1985 nicht gegeben.

DJ Hüpfburg heuchelt Interesse gegenüber meinen Rede. Wir sitzen auf den Stufen am Hafen, betrachten die wöchentlich kleiner werdende Gruppe der Freizeitboote dort. Ich erzähle die letzten Züge einer Anekdote. Es geht um Mund-Nasen-Masken und Kommunikation:

„Ich stehe also mit Madame im IKEA. Wir hoffen auf die letzten Karlhugo-Stühle. Die sind quasi immer ausverkauft. Schaust du auf die Website bei unserem Laden, siehst Du einen oder zwei. Dann wieder null. Dann einen halben Tag lang acht Stühle, dann wieder null. Wir fürchten, bald gibt es sie gar nicht mehr. Wir fürchten, IKEA nimmt sie aus dem Programm. Also online geschaut, ob sie im IKEA Schöneberg vorhanden sind. Schnell die Gelegenheit ergriffen. Wir fuhren zum Bestellschalter, natürlich brav mit Maske, wie die Dame hinter der Plexiglasscheibe auch. Die Sprache wird durch die Masken vernuschelt.

Madame: Wir würden gerne einen Karlhugo abholen.

Verkäuferin schaut skeptisch: Karlhugo? Nie gehört. Sicher, dass es Karlhugo ist?

Madame: Doch, sicher: Karlhugo.

Verkäuferin tippt zweifelnd in ihren Rechner: „Ne, nichts.“

Madame: „Sicher, im Internet stand hier sind noch wir.“

Verkäuferin tippt weiter, kopfschüttelnd: „Kein. Karlhugo. Gar nicht.“

Madame hat mittlerweile die Website aufgerufen, zeigt sie der Dame in Blau-Gelb: „Hier. Acht Exemplare Karlhugo im IKEA Schöneberg.“

Verkäuferin: „Ach, Karlhugo! Gar nicht Karlhugo!“ Sie tippt energisch.

„Hätten sie doch gleich Karlhugo gesagt!“

Sie druckt den Zettel für die Kasse aus. Madame fragt mich: Hast du verstanden, was sie gesagt hat? Ich: „Karlhugo“.

DJ Hüpfburg ist beeindruckt. Ich bilde mir ein, einen Mundwinkel zucken zu sehen. „Du solltest Stand-Up-Comedy machen. Am besten mit Maske. Dann verstehen die Leute Dich schlechter.“

Ihre Gedanken werden düsterer: Weißt Du, wo man schnell einen Corona-Test herbekommt? Eine Freundin, Schneiderin, hatte einen Kunden, der jetzt positiv getestet ist. Das war ein schöner Auftrag: Dark Academia meets Southern Gothic, dunkle Mäntel, Cardigans, Wollpullover und künstliche Spinnenweben. Sie hatten vier Treffen in der letzten Woche zur Absprache. Mich hat sie gefragt, ob ich eine Quelle für schicke Brillen dazu habe. Hat Spaß gemacht. Also schön, bis der Kunde anrief mit dem Testergebnis. Nun ist alles Grütze.

Sie will gar nicht den Laden zumachen und schnell einen negativen Test. Aber dafür muss sie überhaupt an einen Test kommen. Und jeder geschlossene Tag schmerzt. Ich überlege: „Ich glaube, ich kenne eine Ärztin mit Corona-Sprechstunde. Müsste ich zu Hause suchen.“

Wir schweigen. Nieselregen und Herbststurm werden durch Gedanken an überfüllte Intensivstationen ergänzt. Eine Lachmöwe mit einem Pommes im Schnabel fliegt vorbei. Dj Hüpfburg steht wortlos auf, vegane Currywurst kaufen.

Sie kommt mit einer Wurst und einem Prospekt zurück. Große gelbe Buchstaben fordern mich auf: „Curryspargel! Freu Dich auf den Sommer!“

„Dirk, du hast mir Unsinn erzählt. Sparkel spricht sich gar nicht Spargel aus.“ Ich: „???“ Diese Datenbanksprache: SPARQL. Die wird „Sparkel“ ausgesprochen, wie im Englischen to sparcle leuchtend/blinkend. Sterne sparclen. Nicht wie im deutschen „Spargel.“

„Okay. Aber wie kommst du darauf?“

Ich spielte im Internet herum. Mir war langweilig. Hochzeiten im Oktober bei Corona ist kein Business. Also dachte ich, ich nutze die Zeit und beschreite innovative Recherchewege nach Eventlocations. Schlösser, Burgen, Industrieruinen. Als du mir wieder mit Wikipedia auf die Nerven gegangen bist, hast du von Wikidata erzählt. Ich dachte, Zahlen kann ich. Ich schaue wie das geht. Jetzt schaue ich Videos und ich teste.

Wikidata

Wikidata ist eine offene Datenbank. Das heißt: eine große Datenbank, in der Daten über alles stehen. Von der vagen Grundidee her so wie Wikipedia, aber mit weniger Gelaber. Wobei die Inhalte nicht einfach in der Datenbank stehen. Sie sind logisch verknüpft.

Es stehen nicht nur A, B und C in der Datenbank, sondern ihre Beziehung. Wenn dort steht „A ist Kind von B“. Und dort steht: „B ist Kind von C“. Dann kann man Abfragen, dass A das Enkelkind von C ist, ohne dass dies so explizit vorher eingegeben werden muss. Steht dort auch noch „D ist Kind von B“, kann man Abfragen, dass A und D Geschwister sind, ohne dass dies explizit in der Datenbank steht.

Bei Wikidata kann jede auf die Daten zugreifen, und etwas mit ihnen machen. So als einfache Idee: in Wikidata stehen immer die aktuellen Einwohnerzahlen jeder Stadt. Dann muss Wikipedia diese nicht mehr in jeder Sprachversion nachtragen, sondern kann diese aus Wikidata ziehen. Aber auch externe Anbieter.

Es ist möglich, Wikidata, direkt als Mensch aus quasi ocioell per Auge zu lesen. Hier zum Beispiel der Eintrag für das Stadtbad Mitte in Berlin:  Aber das ist ehrlich gesagt, hässlich, unübersichtlich und keinerlei Gewinn gegenüber Wikipedia. Da gefällt mir die Quartettkarte besser:

Quartettkarte "Stadtbad Mitte" im Quartett Schwimmbäder in Berlin / Zitronenpresse
Quartettkarte Stadtbad Mitte / Schwimmbäder in Berlin / Zitronenpresse

Besser für Wikidata ist eine Abfrage, die die gesuchten Daten hübsch arrangiert. Man befrage die Datenbank. Da man mit einem Computer Computersprech reden muss, gibt es SPARQL.

SPARQL

SPARQL ist eine Sprache zum Abfragen solcher semantischer Datenbanken. Sie existiert als offizielle Empfehlung des W3C-Konsortiums seit 2008. Inspiriert wurde sie durch SQL, hat aber Features, die ihr das logische Denken ermöglichen.

Wikidata hat eine Schnittstelle, in der man SPARQL-Abfragen einstellen kann: https://query.wikidata.org/

Alle Schwimmbäder

Schau mal, Du kannst Dir alle Schwimmbäder anzeigen lassen.

Das ist die Abfrage:

SELECT ?item ?itemLabel
WHERE
{
?item wdt:P31 wd:Q357380.

SERVICE wikibase:label { bd:serviceParam wikibase:language „[AUTO_LANGUAGE],de“. }
}

Ich: Aha?

Hüpfburg: Also von Anfang an.
SELECT – sagt, zeige mir Folgendes an: ?item und ?itemlabel

?item – ist jeder Gegenstand mit seiner Nummer in der Datenbank. SELECT ?item sagt „Zeige mir Gegenstände an, wie sie in der Datenbank stehen.“ Also zum Beispiel Q1292740.

SELECT ?itemlabel sagt „Zeige mir Gegenstände an, mit dem Namen, mit dem Menschen sie benennen.“ Also zum Beispiel „Stadtbad Mitte“.

Okay. Aber noch zeigt SELECT ?item ?itemLabel ja ALLE Gegenstände an. Nicht nur die Schwimmbäder.

Genau. Deshalb kommt ein Filter. Der wird gesetzt mit WHERE { }. Also zeige mir alle Gegenstände und ihre Bezeichnung, die folgende Bedingung erfüllen:

?item wdt:P31 wd:Q357380.

Total klar.

Okay: ?item – heißt für jeden Gegenstand muss eine Bedingung gelten.
wdt:P31 – jeder der Gegenstand muss zu einer bestimmten Klasse gehören, die im nächsten Wert steht.
wd:Q357380 – Das ist die Klasse, zu der der Gegenstand gehören muss. Hier: Hallenbad.

In Worten steht dort: Zeige mir alle Gegenstände, wenn diese Gegenstände zur Klasse Hallenbad gehören.

Die letzte Zeile – SERVICE wikibase:label… – sagt nur, dass wir nur die deutsche Bezeichnung haben wollen, nicht auch die englische, finnische und japanische

Hier we go!

Ich „109 Bäder. Weltweit. Ich bin nicht beeindruckt. Das sind weniger Bäder als Berlin und Brandenburg haben.“

Alle Schwimmbäder mit Bild

Hüpfburg: Aber es geht noch mehr. Die kannst dir jedes Bad mit einem Bild anzeigen lassen.

Hier die Abfrage:

SELECT ?item ?itemLabel ?pic
WHERE
{
?item wdt:P31 wd:Q357380.
?item wdt:P18 ?pic

SERVICE wikibase:label { bd:serviceParam wikibase:language „[AUTO_LANGUAGE],de“. }
}

SELECT kennst du ja schon. Diesmal soll ein Bild angezeigt werden. Also „?pic“ – zeige neben dem Gegenstand und dessen Namen auch das Bild.

Im Filter, also WHERE steht auch, dass ein Bild vorhanden sein muss.

Ich: „Okay, nur 79 Bäder. Und immer noch keine Bilder zu sehen. Nur ein Link“

Dann setzt Du #defaultview:imagegrid davor, dann hast du eine schöne Ansicht.

Okay, nun 79 mehr oder weniger schöne Bilder von 79, Bädern, die random sind. Die Idee überzeugt mich mehr als das Ergebnis.

Alle Schwimmbäder auf Karte

Die Abfrage mit Karte.

#defaultView:Map
SELECT *
WHERE {
?item wdt:P31/wdt:P279* wd:Q357380;
wdt:P625 ?geo .
}

SELECT: Wie vorher auch, nur dass du dieses Mal nichts angeben musst oder kannst, was gezeigt wird. Das macht #defaultView:Map

Der Filter, also WHERE hat nun noch wdt:P625 ?geo – es zeigt die nur Gegenstände an, die auch einen Platz auf der Karte haben.

Screenshot Schwimmbäder in Wikidata
Karte als Ergebnis der Abfrage „Schwimmbäder mit Karte“

Okay. Und wenn ich darauf gehe, sehe ich, dass es in den USA wd:Q15263936 gibt. Erstaunlich! Ich weise Hüpfburg darauf hin: Aber du kennst schon den Bäderatlas? Da gibt es alle deutschen Bäder – mehrere tausend, nicht einige Dutzend. Auf einer Karte. Mit allen wichtigen Infos. Und ich muss vorher nicht rumspargeln, um an die Infos zu kommen. Da reicht es, auf die Seite zu gehen.

So viele Möglichkeiten

Und wo sind die logischen Verknüpfungen in diesen Wikidata-Abfragen? – Die müssen erst in der Datenbank stehen. Wenn bei den Bädern der Architekt stünde, könntest du eine Abfrage bauen: „Zeige mir alle Gebäude von Schwimmbadarchitekten, die vor 1900 geboren wurden.“

Oder zeige mir alle verschollenen Filme, die als Handlungsort ein Schwimmbad haben. Oder zeige mir Schwimmbäder in Deutschland, die nach 1970 eröffneten und schon wieder außer Funktion genommen wurden. Nur fehlen dafür die Daten in der Datenbank. Daten, die nicht vorhanden sind, kannst Du nicht abfragen.

Ich stelle fest: „Als Schwimmbadsuchmaschine bin ich enttäuscht.“

„Ja“, wendet DJ Hüpfburg ein. „Aber ich suche keine Bäder. Ich suche Schlösser, Burgen und Industrieruinen. Für die gibt es keinen Atlas. Und Dirk, wie immer. Du denkst zu kurzfristig. Irgendwann stehen in Wikidata die Bahnlängen und die Gastro und die Beckentiefe und der Architekt und alles in der Nähe. Dann kannst du alle Bäder in der Nähe eines Bahnhofs suchen. Oder Hallenbäder mit 50-Meter-Bahnen. Oder alle historischen Bäder Italiens.“

„Okay, und wann? Bei dem Tempo dauert das bis 2050 oder so.“

Kann es sein, dass eine Datenbank da wirklich anders funktioniert als ein Lexikon? Wikidate andere Bedingungen erfüllen muss, um zu funktionieren als Wikipedia? Wenn das Lexikon große Lücken hat, freut man sich halt, über die Teile, die da sind. Da hat jeder Eintrag für den Leser einen Wert an sich. Wenn eine Datenbank große Lücken hat, ist sie nicht nutzbar, weil die Ergebnisse zufällig wirken. Dort bekommen die Einträge ihren Wert erst durch ihre Menge.

Sie gibt sie nicht geschlagen: „Denke an die Möglichkeiten. Du kannst es in deine Website integrieren. Stell dir vor du hast exklusive Schwimmbadvideos. Oder machst eine Seite über den Architekten Ludwig Hoffmann. Oder über Bahnhöfe in der Nähe von Sportstätten. Dann musst du dafür keine eigene Datenbank pflegen, sondern kannst ganz einfach die Daten aus Wikidata importieren.“

„Ganz einfach“, klar, lästere ich.„Einfacher als selber pflegen. Wenn ihr drei Leute findet, die das für ihre eigene Website machen, ist das Ergebnis besser, als wenn jeder seine eigene Datenbank hat.“

Da sage ich „das kenne ich“. Am Ende greifen Google und Facebook die ganzen Daten ab, bauen die in ihre Oberfläche ein – und das war es dann mit meinem Schwimmbadblog. Aber ich bin versucht. Mag die Hoffnung nicht fahren lassen.

„Okay. Ich trage jetzt ein, dass das Stadtbad Mitte eine 50-Meter-Bahn hat!“ Aber wie mache ich das? „Bahnlänge“ finde ich nicht als Kategorie. Muss ich die jetzt erfinden. Sinnvollerweise ja beim Oberbegriff „Hallenbad“? Aber wie lege ich das da an? Und was passiert mit Bädern, die mehrere Becken mit verschiedenen Bahnlängen haben? Es gibt auf jeden Fall noch viel zu tun.

Oder ich stelle Wohnzimmerstühle ein. Vielleicht sind die weniger komplex. Aber gibt es Kriterien für Relevanz in Wikidata? Fragen über Fragen.

Weiterlesen

Wo Wikidata sinnvoll wäre: Biographien von Sportlern

Die schönen Schwimmbadvideos gibt es bereits. Zum Beispiel vom Stadtbad Charlottenburg.

Wikipedia von A bis Z. Ein Versuch

Monday, 20 July 2020 19:16 UTC

Brockhaus


Die Brockhaus Enzyklopädie ist ein mehrbändiges Nachschlagewerk in deutscher Sprache, das zuletzt von dem zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Wissen Media Verlag herausgegeben wurde. Ist es ein Nachschlagewerk? War es ein Nachschlagewerk? Seit einigen Jahren befindet sich der Brockhaus in einer Art Limbo des Untotseins. Irgendwie existiert er noch. So richtig aber auch nicht mehr. Ohne jetzt die Irrungen und Wirrungen des ehemaligen Goldstandards der deutschen Nachschlagewerke nachzuerzählen, reicht es mir zu erwähnen, dass noch vor 10 Jahren der Brockhaus quasi das unerreichbare Ziel, die große Messlatte und die ferne Vision dessen war, was Wikipedia werden sollte. Genau wie Wikipedia den Brockhaus anscheinend maßlos überschätzte, so war und ist der Brockhaus selbst ratlos wie er mit der Wikipedia umgehen sollte. Man weiß nicht, ob man von vertanen Chancen reden soll. Denn hatte der Brockhaus je Chancen?

Chiara Ohoven



Chiara Ohoven ist ein deutsches It-Girl. Viel mehr wissen wir nicht, da Wikipedia den zu Chiara gehörigen Artikel permanent löscht. Vor einigen Jahren erlangte sie kurzzeitig deutschlandweite Berühmtheit durch eine Do-it-Yourself Schönheits-OPs mit Schlauchbootlippen als Ergebnis, fand aber vor den Do-it-Yourself-Enzyklopädisten damit keine Gnade. Ansonsten folgt Chiara ihrer Mutter und ihrem Vater auf das Parkett der High Society und des Glamours. Und da kein Wikipedianer je zur High Society gehörte oder gehören wird, gilt sie in Wikipedia weiterhin als nicht-relevant.

Donauturm




Der Donauturm ist ein Aussichtsturm[4] inmitten des Donauparks im 22. Wiener Gemeindebezirk Donaustadt. Darüberhinaus sieht der Donauturm aus wie ein Fernsehturm, was zu einem der erbittertsten Editwars in der Wikipedia-Geschichte führte. Dort der Fachmensch für Fernsehtürme, der sich sehr sicher war, dass Fernsehturm die Bezeichnung eines bestimmten architektonischen Typs ist, dort eine Gruppe Wiener und Österreicher, die darauf verwiesen, dass von diesem Turm kein Fernsehsignal übertragen wird, noch nie ein Fernsehsignal übertragen wurde und niemand je plante von diesem Turm aus ein Fernsehsignal zu übertragen. Beide Seiten standen fester zu ihrem Standpunkt als der Donauturm im Wiener Boden. Schlußendlich führte der Editwar zu einem mehrseitigem Artikel im Spiegel, gebrochenen Herzen, frustrierten Wikipedianern und der Tatsache, dass jeder Wikipedianer weiß wie der Donauturm aussieht.


Elian


Elian ist ein in den 1980er Jahren aus dem Französischen entlehnter männlicher Vorname. Er geht auf den Beinamen Aelianus, eine Ableitung des römischen Geschlechternamens Aelius, zurück. elian (klein geschrieben und gesprochen eher wie Alien) kann auch als weiblicher Internetnickname genutzt werden. Ohne elian keine Wikipedia so wie wir sie kennen.

Gdansk



Danzig (polnisch Gdańsk Zum Anhören bitte klicken! [ɡdaɲsk],[3] kaschubisch Gduńsk), die Hauptstadt der Woiwodschaft Pommern im Norden von Polen, liegt an der Ostsee rund 350 km nordwestlich von Warschau und steht mit über 460.000 Einwohnern auf der Liste der bevölkerungsreichsten Städte Polens auf Platz sechs. Außerdem ist Gdansk Anlass des ersten Edit Wars, den ich persönlich mitbekommen habe. Es war 2003. Es war in der englischen Wikipedia. Deutsche und polnische Nationalisten ähnlicher Angestrengtheit konnten sich nicht einigen, ob die Stadt nun Danzig oder Gdansk heißt. Hilflos naive und offensichtlich überforderte Amerikaner versuchten zu vermitteln. Der interessante Moment kam, als der Edit-War zur Frage überging, ob die Band Danzig nun "benannt ist nach der Stadt Gdansk, ehemals Danzig" oder "benannt ist nach der Stadt Danzig, heute Gdansk".


Hubertus


Hubertus ist ein männlicher Vorname. Er wird NICHT Atze abgekürzt.

Kreuz


Curious Myths p 81
Bild: Page of symbols referenced in s:Curious Myths of the Middle Ages. 1868 von Sabine Baring-Gould. Public Domain.

Das Kreuz ist ein weltweit verbreitetes Symbol, das insbesondere religiöse und kulturelle Bedeutung hat. In diesen Bedeutungen hat sich Wikipedia unentrinnbar verheddert. Einerseits ist das Kreuz-Symbol ein wunderbares Beispiel dafür, welche Probleme das Internetprojekt mit Ambivalenzen und Mehrdeutigkeiten jeder Art hat. Andererseits ist der Streit darum ein tragischer Fall epischen Ausmaßes, der die Wikipedia-Community über Jahre in Aufregung hielt, die Nerven dutzender Wikipedianer verschliss und für Verzweiflung und Frustration allüberall sorgte. Um eine lange Geschichte kurz zu machen: das Kreuz ist natürlich DAS Symbol des Christentums und symbolisiert Jesu Tod. Daraus folgend wurde † zum Symbol für den Tod. Das † kommt in der Wikipedia in Lebensdaten vor. (Beispiel: * 1600 †1666). Nun waren und sind sich die Wikipedianer nicht einig, ob †ein Symbol ohne jede Bedeutung ist, die einfach Standard ist, oder ob es immer noch christlich konnotiert ist. Bei Artikeln zu Menschen nicht-christlichen Glaubens kam und kommt es zum Streit. Ist das Kreuz nun eine christliche Usurpation von Nicht-Christen oder ist der Versuch deren Tod anders darzustellen - beispielsweise durch "gestorben 1666" ein Verbrechen an enzyklopädischer Neutralität und verstößt gegen die Einheitlichkeit der Form, die anzustreben ist? 

Lutz Heilmann


Siehe → Streisand-Effekt

Narrenschiff 


Das Narrenschiff (alternativ: Daß Narrenschyff ad Narragoniam) des Sebastian Brant (1457–1521), 1494 gedruckt von Johann Bergmann von Olpe in Basel, wurde das erfolgreichste deutschsprachige Buch vor der Reformation. Es handelt sich um eine spätmittelalterliche Moralsatire, die eine Typologie von über 100 Narren bei einer Schifffahrt mit Kurs auf das fiktive Land Narragonien entwirft und so der Welt durch eine unterhaltsame Schilderung ihrer Laster und Eigenheiten kritisch und satirisch den Spiegel vorhält. Im Wikipedianischen Zusammenhang war das Narrenschiff eine Art Mitteilungsblatt des Hans Bug, in dem er die Wikipedianer und ihre Laster und Untaten kritisierte. Bugs Narrenschiff war inhaltlich und qualitativ von Sebastian Brants Narrenschiff entfernt, wie es heutige Nachwuchswikipediakritiker von Bugs Narrenschiff sind. Wenn etwas in den letzten Jahren extrem gelitten hat, dann das Niveau der internen Wikipedia-Kritik.

Manipulation

Zur Manipuation in der Wikipedia und vor allem zu den Maßnahmen dagegen siehe Wikipedias Kontrollmechanismen gegen Manipulation

München


Bild: Wikipediastammtisch München 2005. Von: Hella Breitkopf Linzenz: CC-Attribution-Share Alike 3.0 Unported

München?/i [ˈmʏnçn̩] ( bairisch  Minga?/i) ist die Landeshauptstadt des Freistaates Bayern. Sie ist mit ca. 1,45 Millionen Einwohnern die einwohnerstärkste und flächengrößte Stadt Bayerns und, nach Berlin und Hamburg, die nach Einwohnern drittgrößte Kommune Deutschlands und die zwölftgrößte der Europäischen Union. Wikipedia-historisch ist München wichtig, da hier am 28. Oktober 2003, organisiert von → elian, das allerallererste Wikipedia-Treffen überhaupt stattfand. Und nachdem sich die Münchner einmal getroffen hatten und feststellen, dass es gar nicht so schlimm ist, folgten Treffen in Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, Boston, Taipeh, Alexandria bis es dann 2014 zum bisher größten Treffen in London mit knapp 2.000 Teilnehmern kam. Siehe auch → Wikimania, Stammtisch.


Nordsee


Die Nordsee ist ein Mehr, ein teil der Atlant, zwischen Grossbritannien, Skandinavien, und Friesland. Siehe auch Kattegatt, die Niederlanden, Deutschland.


Polymerase-Kettenreaktion

Der Artikel zur Polymerase-Kettenreaktion war im Mai 2001 der erste Artikel der deutschsprachigen Wikipedia. Vielleicht war es aber auch der Artikel zu Vergil. Oder der zur -> Nordsee. Die frühen Anfänge der Wikipedia liegen im Nebel. Mehr dazu: Wikipedia Manske Polymerase-Kettenreaktion.

Relevanz 


Relevanz (lat./ital.: re-levare „[den Waagebalken, eine Sache] wieder bzw. erneut in die Höhe heben“) ist eine Bezeichnung für die Bedeutsamkeit und damit sekundär auch eine situationsbezogene Wichtigkeit, die jemand etwas in einem bestimmten Zusammenhang beimisst. Das Wort ist der Bildungssprache zugeordnet[1] und bezieht sich auf Einschätzungen und Vergleiche innerhalb eines Sach- oder Fachgebietes. Das Antonym Irrelevanz (Adjektiv: irrelevant) ist entsprechend eine Bezeichnung für Bedeutungslosigkeit im gegebenen Zusammenhang, umgangssprachlich vereinfacht auch für allgemeine Sinnlosigkeit oder Unwichtigkeit. Das Fremdwort für eine allgemeine, qualitativ messbare Wichtigkeit ist Importanz. Siehe auch → Löschkandidaten, Relevanzkriterien, Inklusionismus, Exklusionismus, Tschunk.

Seitenleiste

Die Seitenleiste lässt sich vielleicht ab 2020 oder 2021 wegklappen. Siehe Seitenleiste Wikipedia nötig?

Strecke


Eisenbahnstrecke wird die Verbindung von Orten mit einem Schienenweg genannt. Im Gegensatz dazu bezeichnet der Begriff (Eisen-)Bahnlinie den auf diesen Strecken regelmäßig stattfindenden Verkehr. So können auf einer Strecke mehrere Bahnlinien oder eine Bahnlinie auf mehreren Strecken verkehren. Nach herrschender Meinung in der Wikipedia sind Strecken relevant und Linien irrelevant. Oder umgekehrt. Ich kann es mir nicht wirklich merken. Wobei die Regel zwar grundsätzlich gilt, bei Wiener Straßenbahnlinien gelten allerdings Sonderregeln und es ist andersrum. Und da wundert man sich, warum sich niemand mehr an Artikel zu Eisenbahnen herantraut.

Volker Grassmuck


Volker Grassmuck (* 1961 in Hannover) ist ein deutscher Publizist und Soziologe. Er ist assoziierter Professor für Mediensoziologie an der Leuphana Universität Lüneburg. Wikipediahistorisch ist Grassmuck gleich zweimal wichtig. Zum einen war er auf der Gründungsversammlung von → Wikimedia Deutschland anwesend, was uns ein wunderbares Video bescherte.

Zum anderen veröffentlichte er 2002 ein Buch über Freie Software. Dieses Buch enthielt eine Fußnote, in der Wikipedia erwähnt wurde. Diese Fußnote brachte nicht nur den Verfasser dieser Zeilen zur Wikipedia, sondern auch → elian zur Wikipedia brachte.

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Längerer Text zu Pokémon in der Wikipedia.

Weitere Texte zu online: Kultur in Iberty!